ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG IM
ZEITALTER DER TELEKOMMUNIKATION
Weltweit leben ca. 2 Milliarden
Menschen in Städten, das sind
ca. 42 % der Weltbevölkerung.
In Österreich wohnen 57 % der
Bevölkerung in Städten, 31 % in
den 5 Großstädten, Wien, Graz,
Linz, Salzburg, Innsbruck. Um
diese Städte sind gleichzeitig
die wichtigsten und größten
Agglomerationsräume entstanden.
Wenn sich die Städte weltweit so
weiterentwickeln wie bisher
werden im Jahr 2000 ca. 2/3 der
Weltbevölkerung unter wesentlich
schlechteren Umweltbedingungen
zu leiden haben.
Die wesentlichsten vitalen
Bedürfnisse werden vielen
Menschen besonders in den
Städten verlorengehen.
Nur ökologisch funktionierende
Städte bieten die Chance,
Lebens- und Wohnqualität zu
erhalten und natürliche
Landschaften und Erholungsräume
im notwendigen Ausmaß zu
schützen. Es besteht die
dringende Forderung, die
städtischen Ballungsräume so zu
sanieren oder neue zu planen,
daß sie sich in das globale
Ökosystem integrieren lassen.
Stadt und Natur sind kein
Widerspruch. Nur durch sinnvolle
ökologisch orientierte
Vernetzung kann der
unkontrollierbaren Zersiedlung
des städtischen Umlandes Einhalt
geboten werden.
Die gesunde Umwelt und der davon
abhängige Mensch müssen im
Mittelpunkt einer
zukunftsweisenden Stadtplanung
stehen. Es bedarf neuer
Planungskonzepte für eine
lebensgerechte und
umweltgerechtere Stadt.
Ökologisch gesehen sind
kompaktere Randgebiete mit
Subzentren und einer
leistungsfÄhigen öffentlichen
Verkehrserschließung wesentlich
sinnvoller als eine wilde
unkonzipierte Auswucherung der
Ränder durch freistehende
Einfamilienwohnhäuser.
Die Subzentren, aber auch weiter
entfernte Dörfer und Kleinstädte
müssen eine derartige
Lebensqualität vermitteln, daß
sie gleichzeitig als
Erholungsräume, Freizeiträume
und Arbeitsbereiche dienen
können. Gerade in diesen
Bereichen sehe ich eine große
Chance, das Verkehrsnetz duch
den Ausbau von
telekommunikativen Systemen zu
entlasten und die Fahrten in die
Großstadt auf 1-2 mal pro Woche
zu reduzieren.
Der Aufwertung des Wohnbereiches
kommt hier eine ganz große
Bedeutung zu. Dies kann durch
die Einplanung von Dachgärten,
-terrassen oder sonstigen Frei-
bzw. kleiner Gartenflächen
erreicht werden. Studien von
Gehmacher haben gezeigt, daß
Bewohner solcher Baustrukturen
bis zu 1/3 mehr Freizeit zu
Hause verbringen als in
vergleichbaren sonstigen
Wohnungen, und dadurch das
Verkehrsaufkommen besonders an
den Wochenenden wesentlich
verringert werden könnte.
Zahlreiche Projekte von
Öko-Siedlungen und Wohndörfern
im In- und Ausland haben in den
letzten 10 Jahren sehr klar
gezeigt, daß das
Experimentierstadium überwunden
ist.
Sie zeigen neue Konzepte und
wesentliche Inhalte zu einer
neuen Bau- und Lebenskultur. Die
Bewohner zeigen mehr
Identifikation durch
Mitbestimmung beim Bau. Die
Erhaltungskosten sinken stark
durch energiesparende Bauweisen
(besonders gute Wärmedämmung und
Nutzung der Solarenergie) und
die Menschen fühlen sich wohler
in baubiologisch besser gebauten
Gebäuden. Durch die Einplanung
von Kreislaufsystemen im Bereich
des Wassers und Abwassers, der
Mülltrennung und des
Materialrecyclings ergeben sich
auch wesentlich geringere
Umweltbelastungen.
Die Ergebnisse dieser Projekte
mußten sich mittlerweile in der
Praxis bewähren. Die kritischen
wissenschaftlichen Auswertungen
dieser Experimentierprojekte
liegen fundiert und
anwendungsgerecht vor.
Diese Projekte zeigen ihre
besonderen Qualitäten sowohl im
Stadtrandgebiet als auch im
ländlichen Raum.
Einige Beispiele dieser
Qualitäten sind:
-
Mehr Naturbezug mit
Durchgrünung
-
Weniger Energieverbrauch durch
die Orientierung zur Sonne bei
gleichzeitiger Nutzung der
Sonnenenergie;
-
Lärm- und abgasfreie Bereiche
durch dezentrale
Parkmöglichkeiten. Das private
Auto sollte gleich günstig
erreichbar sein wie das
öffentliche Verkehrsmittel;
-
Kindergerechte Wohn- und
Freiräume durch gefahrlosen
Zugang zu Spielplätzen,
verkehrsfreie Bereiche,
Beobachtung der Jahreszeiten,
Naturbezug und Beobachtung und
Teilnahme am Arbeitsbereich
der Eltern;
-
Integration von Arbeiten und
Wohnen
-
Durch Überschaubarkeit von
kleinen Einheiten weniger
Gefahr von Kriminalität und
mehr Geborgenheit. Steigerung
der Kreativität und
persönlichen Identifikation;
-
Beispiele der Krisensicherung
durch mögliche
Selbstversorgung und
Nachbarschaftshilfe. Dies
trifft vor allem auf Ältere
Menschen zu, die oft auf Hilfe
angewiesen sind. Integration
von alten und kranken
Menschen;
-
Verstehen und Begreifen lernen
von ökologischen
Zusammenhängen und
Konsequenzen auf die Menschen.
Durch eine Dezentralisierung
sowohl des Arbeits- als auch des
Wohnbereiches könnte eine neue
soziale Struktur entstehen, die
einerseits den einzelnen nicht
mehr in eine großstädtische
Isolation treibt und
andererseits dem dörflichen bzw.
kleinstädtischen Leben neue
Inhalte und Impulse setzt.
BILDER DER ÖKOSIEDLUNG
GÄRTNERHOF IN GÄNSERNDORF.
Neben den großen Vorteilen der
Telekommunikation für diese
dezentralen Projekte sollten
trotz großer Urbanität aber auch
die Gefahren durch diese
Technologien aufgezeigt werden.
Diese liegen besonders in einem
weiteren gesellschaftlichen
Verlust an persönlichen
Kontakten und dem Unvermögen
zwischenmenschliche Beziehungen
aufzubauen, sowie einer
Selbstgenügsamkeit mit TV, BTX
etc. die sehr oft zur
Vereinsamung führen kann. Ein
verantwortungsvoller Einsatz ist
daher in jedem Fall notwendig.
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