Global Village (die Konferenzen)
Global Village 1995
Global Village 1996
Global Village 1997
Global Village 1999

1999 waren wir beteiligt an der NGO Internet Fiesta und - in neuer Zusammensetzung - an "Global Village 99" Das geplante 4. internationale Global Village Symposium mußte leider abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt werden.

 
Architektur und Stadtplanung
im Zeitalter der Telekommunikation
Technische Universität Wien
Juni 1993
   
ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG IM ZEITALTER DER TELEKOMMUNIKATION

Weltweit leben ca. 2 Milliarden Menschen in Städten, das sind ca. 42 % der Weltbevölkerung.

In Österreich wohnen 57 % der Bevölkerung in Städten, 31 % in den 5 Großstädten, Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck. Um diese Städte sind gleichzeitig die wichtigsten und größten Agglomerationsräume entstanden.

Wenn sich die Städte weltweit so weiterentwickeln wie bisher werden im Jahr 2000 ca. 2/3 der Weltbevölkerung unter wesentlich schlechteren Umweltbedingungen zu leiden haben.

Die wesentlichsten vitalen Bedürfnisse werden vielen Menschen besonders in den Städten verlorengehen.

Nur ökologisch funktionierende Städte bieten die Chance, Lebens- und Wohnqualität zu erhalten und natürliche Landschaften und Erholungsräume im notwendigen Ausmaß zu schützen. Es besteht die dringende Forderung, die städtischen Ballungsräume so zu sanieren oder neue zu planen, daß sie sich in das globale Ökosystem integrieren lassen.

Stadt und Natur sind kein Widerspruch. Nur durch sinnvolle ökologisch orientierte Vernetzung kann der unkontrollierbaren Zersiedlung des städtischen Umlandes Einhalt geboten werden.

Die gesunde Umwelt und der davon abhängige Mensch müssen im Mittelpunkt einer zukunftsweisenden Stadtplanung stehen. Es bedarf neuer Planungskonzepte für eine lebensgerechte und umweltgerechtere Stadt.

Ökologisch gesehen sind kompaktere Randgebiete mit Subzentren und einer leistungsfÄhigen öffentlichen Verkehrserschließung wesentlich sinnvoller als eine wilde unkonzipierte Auswucherung der Ränder durch freistehende Einfamilienwohnhäuser.

Die Subzentren, aber auch weiter entfernte Dörfer und Kleinstädte müssen eine derartige Lebensqualität vermitteln, daß sie gleichzeitig als Erholungsräume, Freizeiträume und Arbeitsbereiche dienen können. Gerade in diesen Bereichen sehe ich eine große Chance, das Verkehrsnetz duch den Ausbau von telekommunikativen Systemen zu entlasten und die Fahrten in die Großstadt auf 1-2 mal pro Woche zu reduzieren.

Der Aufwertung des Wohnbereiches kommt hier eine ganz große Bedeutung zu. Dies kann durch die Einplanung von Dachgärten, -terrassen oder sonstigen Frei- bzw. kleiner Gartenflächen erreicht werden. Studien von Gehmacher haben gezeigt, daß Bewohner solcher Baustrukturen bis zu 1/3 mehr Freizeit zu Hause verbringen als in vergleichbaren sonstigen Wohnungen, und dadurch das Verkehrsaufkommen besonders an den Wochenenden wesentlich verringert werden könnte.

Zahlreiche Projekte von Öko-Siedlungen und Wohndörfern im In- und Ausland haben in den letzten 10 Jahren sehr klar gezeigt, daß das Experimentierstadium überwunden ist.

Sie zeigen neue Konzepte und wesentliche Inhalte zu einer neuen Bau- und Lebenskultur. Die Bewohner zeigen mehr Identifikation durch Mitbestimmung beim Bau. Die Erhaltungskosten sinken stark durch energiesparende Bauweisen (besonders gute Wärmedämmung und Nutzung der Solarenergie) und die Menschen fühlen sich wohler in baubiologisch besser gebauten Gebäuden. Durch die Einplanung von Kreislaufsystemen im Bereich des Wassers und Abwassers, der Mülltrennung und des Materialrecyclings ergeben sich auch wesentlich geringere Umweltbelastungen.

Die Ergebnisse dieser Projekte mußten sich mittlerweile in der Praxis bewähren. Die kritischen wissenschaftlichen Auswertungen dieser Experimentierprojekte liegen fundiert und anwendungsgerecht vor.

Diese Projekte zeigen ihre besonderen Qualitäten sowohl im Stadtrandgebiet als auch im ländlichen Raum.

Einige Beispiele dieser Qualitäten sind:

  • Mehr Naturbezug mit Durchgrünung
  • Weniger Energieverbrauch durch die Orientierung zur Sonne bei gleichzeitiger Nutzung der Sonnenenergie;
  • Lärm- und abgasfreie Bereiche durch dezentrale Parkmöglichkeiten. Das private Auto sollte gleich günstig erreichbar sein wie das öffentliche Verkehrsmittel;
  • Kindergerechte Wohn- und Freiräume durch gefahrlosen Zugang zu Spielplätzen, verkehrsfreie Bereiche, Beobachtung der Jahreszeiten, Naturbezug und Beobachtung und Teilnahme am Arbeitsbereich der Eltern;
  • Integration von Arbeiten und Wohnen
  • Durch Überschaubarkeit von kleinen Einheiten weniger Gefahr von Kriminalität und mehr Geborgenheit. Steigerung der Kreativität und persönlichen Identifikation;
  • Beispiele der Krisensicherung durch mögliche Selbstversorgung und Nachbarschaftshilfe. Dies trifft vor allem auf Ältere Menschen zu, die oft auf Hilfe angewiesen sind. Integration von alten und kranken Menschen;
  • Verstehen und Begreifen lernen von ökologischen Zusammenhängen und Konsequenzen auf die Menschen.

Durch eine Dezentralisierung sowohl des Arbeits- als auch des Wohnbereiches könnte eine neue soziale Struktur entstehen, die einerseits den einzelnen nicht mehr in eine großstädtische Isolation treibt und andererseits dem dörflichen bzw. kleinstädtischen Leben neue Inhalte und Impulse setzt.

BILDER DER ÖKOSIEDLUNG GÄRTNERHOF IN GÄNSERNDORF.

Neben den großen Vorteilen der Telekommunikation für diese dezentralen Projekte sollten trotz großer Urbanität aber auch die Gefahren durch diese Technologien aufgezeigt werden. Diese liegen besonders in einem weiteren gesellschaftlichen Verlust an persönlichen Kontakten und dem Unvermögen zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, sowie einer Selbstgenügsamkeit mit TV, BTX etc. die sehr oft zur Vereinsamung führen kann. Ein verantwortungsvoller Einsatz ist daher in jedem Fall notwendig.

 

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