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1999 waren wir beteiligt an der NGO Internet Fiesta und - in neuer Zusammensetzung - an "Global Village 99" Das geplante 4. internationale Global Village Symposium mußte leider abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt werden.

 
Architektur und Stadtplanung
im Zeitalter der Telekommunikation
Technische Universität Wien
Juni 1993
   
 
DIE DEZENTRALISIERUNG VON URBANEN KONGLOMERATEN DURCH TELEPORTS UND INTELLIGENT ECO-BUILDINGS (IEB):

TELEPORTS UND IEBS ALS ELEMENTE EINER VERNETZTEN ÖKOLOGISCH UND ÖKONOMISCH EIGENSTABILEN ZELLULÄREN GESELLSCHAFT

Zusammenfassung:

Seit der Gründung der World Teleport Association 1984 in Tokyo sind weltweit ca. 30 Teleportprojekte in Planung, Projektierung und Betrieb genommen worden. Schwerpunktregionen der Teleportentwicklung sind Japan, USA und Europa. Teleports sind Regional-, Stadt- und Gebäudeentwicklungsprojekte, die im geografischen Areal eines Teleports innerhalb von Intelligent Buildings oder energieautonomen, hochbegrünten Intelligent Eco-Buildings über eine Teleportbetriebsgesellschaft alle Telekommunikationsnetze und -dienste ihren Nutzern zur Verfügung stellen. Insbesondere sind Teleports als Knotenpunkte der künftigen Breitbandnetze der sog. Electronic Highways zu sehen. Teleports haben eine ganze Reihe neuer Eigenschaften, die sie im Vergleich mit den bisherigen Produkten der Industriegesellschaft einmalig machen:

    1. Sie schaffen mehr permanente Arbeitsplätzepro investierter Kapitaleinheit als gewöhnliche Produktionsbetriebe;

    2. Teleports in Kombination mit Intelligent Eco-Buildings vergrößern als erstes Produkt in der Industriegeschichte die Ökosphäre;

    3. Teleports erlauben die Dezentralisierung von Städten und Industriebetrieben und ermöglichen es Industrieunternehmen und Kapitalanlegern, in wertbeständige Infrastruktureinrichtungen zu investieren.

1. HISTORISCHE ENTWICKLUNG

Teleports wurden aus einer historischen Notsituation heraus entwickelt. Diese entstand beim Bau der Twin Towers für das World Trade Center (WTC) in New York. Man hatte beim Bau vergessen, daß die Kabelschächte für die Kupfertelefonleitungen im Granituntergrund von Manhattan bereits mit Kupferkabeln so vollgestopft waren, daß man die weiteren Kabelstränge für die WTC-Twin Towers nicht mehr ausreichend unterbringen konnte. Die Folge dieser telekommunikativen Unterversorgung des WTC führte zu finanziell untragbaren Vermietungsleerständen in den Twin Towers. Die Direktion des WTC entschloß sich daraufhin gemeinsam mit der Port Authority von New York, die das Bauland dafür auf Staten Island zur Verfügung stellte, dort eine Satellitenbodenstation mit einem terrestrischen Glasfasernetz zu errichten, das auch die Twin Towers mit ausreichenden Telekommunikationskanälen versorgen konnte (vgl. Bild 1/1).

Bild 1/1: Vernetzung des New York Teleports

Die Teleportbetriebsgesellschaft (Teleport Operator Organisation, TOO) wurde durch die New York Port Authority und Teleport Communication Group gebildet (1985). Die Telekommunikationsinfrastruktur (Teleport Technological Concept, TTC) besteht aus dem Satellitenkommunikationszentrum auf Staten Island (vgl. Bild 1/2), und einem regionalen Glasfasernetz (vgl. Bild 1/1). Um dieses Satellitenkommunikationszentrum entstand ein Office Park mit einer Anzahl von Intelligent Buildings (IB), Bild 1/2. Man erkennt hieraus die Grundbestandteile eines Teleports. Diese sind TOO, TTC und IB. Nachdem sich sowohl der Netzwerkbetrieb als auch die Immobilienentwicklung des Teleport New York positiv gestaltete, beschloß die World Trade Center Association dieses Prinzip der Stadt- und Regionalentwicklung durch eine hochentwickelte Telekommunikationsinfrastruktur in einer Non-Profit-Organisation weiterzuführen. Man gründete 1984 die World Teleport Association (WTA), in deren Satzung im wesentlichen die folgenden Zielsetzungen angestrebt werden:

    1. Wirtschaftsförderung durch Telekommunikation

    2. Stadtentwicklung durch Intelligent Buildings

    3. Entwicklung ökologischer Wirtschaftsformen.

2. BEGRIFFSDEFINITIONEN

Der WTA traten über 200 Mitglieder bei, die diese Ziel-setzungen zu fördern beabsichtigen. Die von diesen Mitgliedern betriebenen und entwickelten Teleports gehören verschiedenen Typen bzw.Generationen an [1]:

    1. Teleports der ersten Generation sind TTC-orientiert und bestehen überwiegend aus Satellitenantennensystemen mit angeschlossenen terrestrischen Kabelnetzen z.B. zur Verteilung von Kabelfernsehprogrammen. (Großgemeinschaftsantennenanlagen). Diese Teleports haben i.a. keine TOO.

    2. Teleports der zweiten Generation haben eine TOO mit zugehörigen TTC, sind aber häufig nur auf eine Anwendung hin orientiert, z.B. für die Containerverwaltung in einem Hafengebiet oder als Platzbuchungs- und Reservierungssystem.

    3 Teleports der dritten Generation besitzen ein TOO mit TTC undzugehörigem Immobilienbestand B, welcher durch das TTC versorgtwird. D.h. es werden konventionelle Gebäude versorgt, wie z.B.im Teleport Roubaix, wo mit einem derartigen Telematiksystem die mgewidmeten Gebäude einer alten Baumwollspinnerei ausgestattet werden.

    4 Teleports der vierten Generation bestehen aus TOO, TTC undIB. Ein Beispiel hierfür ist der erwähnte Teleport New York. EinIntelligent Building ist durch interne Flexibilität, Kabelkanäle, Klimatisierung und eine gute Gebäudeleittechnikgekennzeichnet (Bild 2/1).

    5 Teleports der fünften Generation unterstützen mit TOO und TTC vor allem hochbegrünte und energieautonome Intelligent Eco-Buildings (vgl. Bild 2/2). Diese Kombination von TOO, TTC und IEB ist das erste Produkt in der Industriegeschichte, das die Ökosphäre vergrößert und nicht zerstört [1].

Bild 1/2: Staten Island Office Park

Bild 2/1: Teleport der 4. Generation

Bild 2/2: Teleport der 5. Generation

Die Aufgaben und Funktionsweise des World Teleport Systems (WTS)und der WTA sind in Bild 2/3 zusammengefaßt.

Anschaulich kann man sich das WTS, wie in Bild 2/4 gezeigt, vorstellen.

3. DIE TELEPORT BETRIEBSGESELLSCHAFT (TOO)

Die TOO als primäres Merkmal eines Teleports führt das Facility Management (FM) im weitesten Sinn für den Teleport durch. DieTOO ist eine Betreibergesellschaft, die Services für die Teleportnutzer und die Teleportgebäude liefert. Diese Serviceskönnen in die folgenden Grundbereiche aufgegliedert werden:

  • Telekommunikationsservices
  • Immobilienverwaltung
  • Büroservices
  • Haus- und Gebäudetechnik.

Der Teil der TOO, der sich mit den Telekommunikationsservices befaßt, hat für größere mit komplexerer Telekommunikationsinfrastruktur ausgestattete Einrichtungen,eine Vielzahl von Aufgaben zu erfüllen, die sich, wie in Bild 3/1 dargestellt, zusammenfassen lassen.

4. DAS TELEPORT TELEMATIC CONCEPT (TTC)

Das TTC besteht aus der telematischen Infrastruktur desTeleports, d.h. aus der Verkabelung, den Datenendgeräten, Multimedia-Terminals sowie den Server- und Hostrechnern (vgl.Bild 4/1). Nach heutigem Stand der Entwicklung von Teleports undIntelligent Buildings wird das TTC den jeweiligen Kundenwünschenangepaßt, um zu hohe Präinvestitionskosten zu vermeiden.

Auf längere Sicht jedoch und mit zunehmender Verfügbarkeit von Glasfaserkabelnetzen, im Sinne des FTTH (Fiber To The Home) und mit dem standardisierten Einsatz von ATM-Bridges und -Routers scheint sich eine Tendenz zu einer dieser Technologie entsprechend strukturierten Verkabelung mit präinstallierten Multimediaterminals, vgl. Bild 4/2, abzuzeichnen [1].

5. INTELLIGENT BUILDINGS (IB)

Unter dem Begriff Intelligent Buildings [1] versteht man Gebäude, die durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet sind:

  • Flexibel integriertes TTC
  • Modular veränderbare Gebäudestruktur.

6. INTELLIGENT ECO-BUILDINGS (IEB)

Bild 2/3: Funktionen des World Teleport Systems

Bild 2/4: Weltweite Teleportvernetzung

Bild 3/1: Telematik- und Telekommunikationsservices der TOO

Bild 4/1: Das Teleport Telematic Concept (TTC)

Bild 4/2: Grundsatzaufbau eines Multimediaterminals

Ein IEB ist ein IB, das durch intensive Begrünung undangestrebte Energieautonomie [1] auf der Basis einerintelligenten Haustechnik gekennzeichnet ist. IEBs vernichten die Ökosphäre nicht, sondern bei einem Begrünungsfaktor [1] größer als 1 erweitert diese Gebäudeklasse die Ökosphäre (als bisher einziges Produkt der Industriegeschichte).

In Bild 6/1 ist das Schema eines IEBs dargestellt. IEBs können auch komplexere Formen annehmen, z.B. mit aufgesetzter Technoplattform (vgl. Bild 6/2). IEBs können zu City-Zellen (vgl. Bild 6/3) und ganzen Eco-Cities zusammenwachsen (vgl. Bild 6/4).

7. TELEMATIC CITIES

Werden Neuentwicklungen von Städten auf der Basis vonteleportgestützten IEBs durchgeführt, so erhält man TelematicEco Cities, die außerordentlich positive ökonomische undökologische Effekte erzeugen. D.h. durch die systematische Zusammenführung von Telekommunikation, ökologie undStadtentwicklung [2] entsteht eine neuartige technosoziale Infrastruktur, die gleichzeitig positive ökologische und sozialeFolgen in berechenbarer Weise mit sich bringt. Es kann hier voneiner ingenieurmäßig planbaren Sozialentwicklung gesprochen werden, die in Abwandlung des Kürzels CASE als Computer AidedSocial Engineering bezeichnet werden kann [3]. Diese Stadtentwicklungsprojekte können weltweit zu einem globalen Teleportsystem verbunden werden (vgl. Bild 2/4).

8. ÖKONOMISCHE EFFEKTE

Bereits konventionelle Immobilien schaffen während ihrer Bauzeitund vor allem während ihres Betriebes durch notwendige Verwaltungs-, Veränderungs- und Instandhaltungsmaßnahmenun erwartet viele Arbeitsplätze. So errechnet man [4], daß vonden laufenden Kosten eines Gebäudes über 50% für arbeitsplatzschaffende Verwaltungs- und Instandhaltungsmaßnahmen aufgewandt werden müssen. D.h. über die Lebenszeit eines Gebäudes gerechnet werden nur 5% für Erstellung, aber 95% für den Betrieb aufgewendet.

Handelt es sich um ein telematisch hochwertig ausgestattetes IEB, so entstehen durch den Service, den das TTC benötigt, noch einmal Arbeitsplätze von derselben Größenordnung [5]. D.h. Investitionen in Teleports mit integrierten IEBs sind Arbeitsplatzbeschaffungs- maßnahmen ersten Ranges.

9. ÖKOLOGISCHE EFFEKTE

Teleportgestützte IEBs sind das erste Produkt in der Industriegeschichte der Menschheit, welche die Ökosphäre vergrößern, sofern der Begrünungsfaktor größer als 1 ist [1].

D.h. mit IEB-Investitionen werden zwei zentrale Ziele der künftigen Industrie und Dienstleistungsgesellschaft gleichzeitig erreicht:

  • Schaffung von Dauerarbeitsplätzen in hochwertigen Technologiesystemen
  • Eine Vergrößerung der Ökosphäre durch industrielle Produkte.

Gleichzeitig damit können Maßnahmen zur Einsparung von Primärenergie durch energieautonome IEBs erreicht werden (vgl. Bild 9/1).

Bild 6/1: Schematischer Aufbau eines Intelligent Eco-Buildings (IEB)

Bild 6/2: IEB mit aufgesetzer Technoplattform

Bild 6/3: IEB-City-Zelle

Bild 6/4: Struktur einer Eco-City

Bild 9/1: Grundsatzschema eines energieautonomen IEBs

10. BEISPIELE

Derzeit sind weltweit ca. 27 Teleportprojekte in Betrieb, Aufbau und Planung. Zu den bekanntesten Projekten gehören u.a.

    Bay Area Teleport in San Francisco: Hier handelt es sich um eine gemischte Office- und Wohnbebauung mit übergreifendem Richtfunk- und Kommunikationssatellitennetz [1].

    The Teleport in New York: Dieser stellt eine ausschließliche Office-Nutzung dar [1].

    Minato Mirai 21 Teleport in Yokohama: Hier ist eine Mischnutzung, bestehend aus Office Park, Ausstellungs- und Kongreßzentren, Hotel, Kunst- und Schiffahrtsmuseum, Wohnbebauung, Erholungspark, etc. realisiertbzw. als städtebauliche Entlastungsmaßnahme für den BallungsraumTokyo noch in der Planung [1].

    Mediapark Köln: Dieses Projekt ist mit einer hohen Parkbegrünung zwischen den Baukörpern und einer funktionalen Mischnutzung von vornherein in Richtung einer heute realisierbaren Ökokultur ausgerichtet [1].

Die hier geschilderten technischen, ökonomischen und ökologischen Grundüberlegungen zeigen, daß die Telekommunikation das bestimmende Kultur- und Infrastrukturelement des 21.Jahrhunderts sein wird.

Literatur

[1] LAZAK, D.: TELEPORTS, Intelligent Eco-Buildings and Telematic Cities. The Focal Points of Economic Development. AITVerlagsgesellschaft Hallbergmoos 1992.

[2] KöPPER, U.I.: Regionale und kommunale Bedeutung von Hochtechnologieprojekten in der Stadtentwicklung; in: Building Management Congresse 93, Bd. 1, S. 263-279. EWI. Starnberg 1993.

[3] LAZAK, D.: TELEPORTS, Intelligent Eco-Buildings... . loc.cit. S. 412.

[4] KRUMMACKER, J.: Ökonomie und Technologie von Intelligenten Gebäuden und Office Parks; in: Building Management Congresse 93, Bd. 1, S. 281-297. EWI. Starnberg 1993.

[5] LAZAK, D.: TELEPORTS, Intelligent Eco-Buildings... . loc.cit. S. 40 ff.

 

 

 

 

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