DIE
DEZENTRALISIERUNG VON URBANEN
KONGLOMERATEN DURCH TELEPORTS
UND INTELLIGENT ECO-BUILDINGS (IEB):
TELEPORTS UND IEBS ALS ELEMENTE
EINER VERNETZTEN ÖKOLOGISCH UND
ÖKONOMISCH EIGENSTABILEN
ZELLULÄREN GESELLSCHAFT
Zusammenfassung:
Seit der Gründung der World
Teleport Association 1984 in
Tokyo sind weltweit ca. 30
Teleportprojekte in Planung,
Projektierung und Betrieb
genommen worden.
Schwerpunktregionen der
Teleportentwicklung sind Japan,
USA und Europa. Teleports sind
Regional-, Stadt- und
Gebäudeentwicklungsprojekte, die
im geografischen Areal eines
Teleports innerhalb von
Intelligent Buildings oder
energieautonomen, hochbegrünten
Intelligent Eco-Buildings über
eine
Teleportbetriebsgesellschaft
alle Telekommunikationsnetze und
-dienste ihren Nutzern zur
Verfügung stellen. Insbesondere
sind Teleports als Knotenpunkte
der künftigen Breitbandnetze der
sog. Electronic Highways zu
sehen. Teleports haben eine
ganze Reihe neuer Eigenschaften,
die sie im Vergleich mit den
bisherigen Produkten der
Industriegesellschaft einmalig
machen:
1. Sie schaffen mehr
permanente Arbeitsplätzepro
investierter Kapitaleinheit
als gewöhnliche
Produktionsbetriebe;
2. Teleports in Kombination
mit Intelligent Eco-Buildings
vergrößern als erstes Produkt
in der Industriegeschichte die
Ökosphäre;
3. Teleports erlauben die
Dezentralisierung von Städten
und Industriebetrieben und
ermöglichen es
Industrieunternehmen und
Kapitalanlegern, in
wertbeständige
Infrastruktureinrichtungen zu
investieren.
1. HISTORISCHE ENTWICKLUNG
Teleports wurden aus einer
historischen Notsituation heraus
entwickelt. Diese entstand beim
Bau der Twin Towers für das
World Trade Center (WTC) in New
York. Man hatte beim Bau
vergessen, daß die Kabelschächte
für die Kupfertelefonleitungen
im Granituntergrund von
Manhattan bereits mit
Kupferkabeln so vollgestopft
waren, daß man die weiteren
Kabelstränge für die WTC-Twin
Towers nicht mehr ausreichend
unterbringen konnte. Die Folge
dieser telekommunikativen
Unterversorgung des WTC führte
zu finanziell untragbaren
Vermietungsleerständen in den
Twin Towers. Die Direktion des
WTC entschloß sich daraufhin
gemeinsam mit der Port Authority
von New York, die das Bauland
dafür auf Staten Island zur
Verfügung stellte, dort eine
Satellitenbodenstation mit einem
terrestrischen Glasfasernetz zu
errichten, das auch die Twin
Towers mit ausreichenden
Telekommunikationskanälen
versorgen konnte (vgl. Bild
1/1).
Bild 1/1: Vernetzung des New
York Teleports
Die Teleportbetriebsgesellschaft
(Teleport Operator Organisation,
TOO) wurde durch die New York
Port Authority und Teleport
Communication Group gebildet
(1985). Die
Telekommunikationsinfrastruktur
(Teleport Technological Concept,
TTC) besteht aus dem
Satellitenkommunikationszentrum
auf Staten Island (vgl. Bild
1/2), und einem regionalen
Glasfasernetz (vgl. Bild 1/1).
Um dieses
Satellitenkommunikationszentrum
entstand ein Office Park mit
einer Anzahl von Intelligent
Buildings (IB), Bild 1/2. Man
erkennt hieraus die
Grundbestandteile eines
Teleports. Diese sind TOO, TTC
und IB. Nachdem sich sowohl der
Netzwerkbetrieb als auch die
Immobilienentwicklung des
Teleport New York positiv
gestaltete, beschloß die World
Trade Center Association dieses
Prinzip der Stadt- und
Regionalentwicklung durch eine
hochentwickelte
Telekommunikationsinfrastruktur
in einer Non-Profit-Organisation
weiterzuführen. Man gründete
1984 die World Teleport
Association (WTA), in deren
Satzung im wesentlichen die
folgenden Zielsetzungen
angestrebt werden:
1. Wirtschaftsförderung durch
Telekommunikation
2. Stadtentwicklung durch
Intelligent Buildings
3. Entwicklung ökologischer
Wirtschaftsformen.
2. BEGRIFFSDEFINITIONEN
Der WTA traten über 200
Mitglieder bei, die diese
Ziel-setzungen zu fördern
beabsichtigen. Die von diesen
Mitgliedern betriebenen und
entwickelten Teleports gehören
verschiedenen Typen
bzw.Generationen an [1]:
1. Teleports der ersten
Generation sind TTC-orientiert
und bestehen überwiegend aus
Satellitenantennensystemen mit
angeschlossenen terrestrischen
Kabelnetzen z.B. zur
Verteilung von
Kabelfernsehprogrammen.
(Großgemeinschaftsantennenanlagen).
Diese Teleports haben i.a.
keine TOO.
2. Teleports der zweiten
Generation haben eine TOO mit
zugehörigen TTC, sind aber
häufig nur auf eine Anwendung
hin orientiert, z.B. für die
Containerverwaltung in einem
Hafengebiet oder als
Platzbuchungs- und
Reservierungssystem.
3 Teleports der dritten
Generation besitzen ein TOO
mit TTC undzugehörigem
Immobilienbestand B, welcher
durch das TTC versorgtwird.
D.h. es werden konventionelle
Gebäude versorgt, wie z.B.im
Teleport Roubaix, wo mit einem
derartigen Telematiksystem die
mgewidmeten Gebäude einer
alten Baumwollspinnerei
ausgestattet werden.
4 Teleports der vierten
Generation bestehen aus TOO,
TTC undIB. Ein Beispiel
hierfür ist der erwähnte
Teleport New York.
EinIntelligent Building ist
durch interne Flexibilität,
Kabelkanäle, Klimatisierung
und eine gute
Gebäudeleittechnikgekennzeichnet
(Bild 2/1).
5 Teleports der fünften
Generation unterstützen mit
TOO und TTC vor allem
hochbegrünte und
energieautonome Intelligent
Eco-Buildings (vgl. Bild 2/2).
Diese Kombination von TOO, TTC
und IEB ist das erste Produkt
in der Industriegeschichte,
das die Ökosphäre vergrößert
und nicht zerstört [1].
Bild 1/2: Staten Island Office
Park
Bild 2/1: Teleport der 4.
Generation
Bild 2/2: Teleport der 5.
Generation
Die Aufgaben und Funktionsweise
des World Teleport Systems (WTS)und
der WTA sind in Bild 2/3
zusammengefaßt.
Anschaulich kann man sich das
WTS, wie in Bild 2/4 gezeigt,
vorstellen.
3. DIE TELEPORT
BETRIEBSGESELLSCHAFT (TOO)
Die TOO als primäres Merkmal
eines Teleports führt das
Facility Management (FM) im
weitesten Sinn für den Teleport
durch. DieTOO ist eine
Betreibergesellschaft, die
Services für die Teleportnutzer
und die Teleportgebäude liefert.
Diese Serviceskönnen in die
folgenden Grundbereiche
aufgegliedert werden:
-
Telekommunikationsservices
-
Immobilienverwaltung
-
Büroservices
-
Haus- und Gebäudetechnik.
Der Teil der TOO, der sich mit
den Telekommunikationsservices
befaßt, hat für größere mit
komplexerer
Telekommunikationsinfrastruktur
ausgestattete Einrichtungen,eine
Vielzahl von Aufgaben zu
erfüllen, die sich, wie in Bild
3/1 dargestellt, zusammenfassen
lassen.
4. DAS TELEPORT TELEMATIC
CONCEPT (TTC)
Das TTC besteht aus der
telematischen Infrastruktur
desTeleports, d.h. aus der
Verkabelung, den
Datenendgeräten,
Multimedia-Terminals sowie den
Server- und Hostrechnern (vgl.Bild
4/1). Nach heutigem Stand der
Entwicklung von Teleports
undIntelligent Buildings wird
das TTC den jeweiligen
Kundenwünschenangepaßt, um zu
hohe Präinvestitionskosten zu
vermeiden.
Auf längere Sicht jedoch und mit
zunehmender Verfügbarkeit von
Glasfaserkabelnetzen, im Sinne
des FTTH (Fiber To The Home) und
mit dem standardisierten Einsatz
von ATM-Bridges und -Routers
scheint sich eine Tendenz zu
einer dieser Technologie
entsprechend strukturierten
Verkabelung mit präinstallierten
Multimediaterminals, vgl. Bild
4/2, abzuzeichnen [1].
5. INTELLIGENT BUILDINGS (IB)
Unter dem Begriff Intelligent
Buildings [1] versteht man
Gebäude, die durch folgende
Eigenschaften gekennzeichnet
sind:
-
Flexibel integriertes TTC
-
Modular veränderbare
Gebäudestruktur.
6. INTELLIGENT ECO-BUILDINGS
(IEB)
Bild 2/3: Funktionen des World
Teleport Systems
Bild 2/4: Weltweite
Teleportvernetzung
Bild 3/1: Telematik- und
Telekommunikationsservices der
TOO
Bild 4/1: Das Teleport Telematic
Concept (TTC)
Bild 4/2: Grundsatzaufbau eines
Multimediaterminals
Ein IEB ist ein IB, das durch
intensive Begrünung
undangestrebte Energieautonomie
[1] auf der Basis
einerintelligenten Haustechnik
gekennzeichnet ist. IEBs
vernichten die Ökosphäre nicht,
sondern bei einem
Begrünungsfaktor [1] größer als
1 erweitert diese Gebäudeklasse
die Ökosphäre (als bisher
einziges Produkt der
Industriegeschichte).
In Bild 6/1 ist das Schema eines
IEBs dargestellt. IEBs können
auch komplexere Formen annehmen,
z.B. mit aufgesetzter
Technoplattform (vgl. Bild 6/2).
IEBs können zu City-Zellen (vgl.
Bild 6/3) und ganzen Eco-Cities
zusammenwachsen (vgl. Bild 6/4).
7. TELEMATIC CITIES
Werden Neuentwicklungen von
Städten auf der Basis
vonteleportgestützten IEBs
durchgeführt, so erhält man
TelematicEco Cities, die
außerordentlich positive
ökonomische undökologische
Effekte erzeugen. D.h. durch die
systematische Zusammenführung
von Telekommunikation, ökologie
undStadtentwicklung [2] entsteht
eine neuartige technosoziale
Infrastruktur, die gleichzeitig
positive ökologische und
sozialeFolgen in berechenbarer
Weise mit sich bringt. Es kann
hier voneiner ingenieurmäßig
planbaren Sozialentwicklung
gesprochen werden, die in
Abwandlung des Kürzels CASE als
Computer AidedSocial Engineering
bezeichnet werden kann [3].
Diese Stadtentwicklungsprojekte
können weltweit zu einem
globalen Teleportsystem
verbunden werden (vgl. Bild
2/4).
8. ÖKONOMISCHE EFFEKTE
Bereits konventionelle
Immobilien schaffen während
ihrer Bauzeitund vor allem
während ihres Betriebes durch
notwendige Verwaltungs-,
Veränderungs- und
Instandhaltungsmaßnahmenun
erwartet viele Arbeitsplätze. So
errechnet man [4], daß vonden
laufenden Kosten eines Gebäudes
über 50% für
arbeitsplatzschaffende
Verwaltungs- und
Instandhaltungsmaßnahmen
aufgewandt werden müssen. D.h.
über die Lebenszeit eines
Gebäudes gerechnet werden nur 5%
für Erstellung, aber 95% für den
Betrieb aufgewendet.
Handelt es sich um ein
telematisch hochwertig
ausgestattetes IEB, so entstehen
durch den Service, den das TTC
benötigt, noch einmal
Arbeitsplätze von derselben
Größenordnung [5]. D.h.
Investitionen in Teleports mit
integrierten IEBs sind
Arbeitsplatzbeschaffungs-
maßnahmen ersten Ranges.
9. ÖKOLOGISCHE EFFEKTE
Teleportgestützte IEBs sind das
erste Produkt in der
Industriegeschichte der
Menschheit, welche die Ökosphäre
vergrößern, sofern der
Begrünungsfaktor größer als 1
ist [1].
D.h. mit IEB-Investitionen
werden zwei zentrale Ziele der
künftigen Industrie und
Dienstleistungsgesellschaft
gleichzeitig erreicht:
-
Schaffung von
Dauerarbeitsplätzen in
hochwertigen
Technologiesystemen
-
Eine Vergrößerung der
Ökosphäre durch industrielle
Produkte.
Gleichzeitig damit können
Maßnahmen zur Einsparung von
Primärenergie durch
energieautonome IEBs erreicht
werden (vgl. Bild 9/1).
Bild 6/1: Schematischer Aufbau
eines Intelligent Eco-Buildings
(IEB)
Bild 6/2: IEB mit aufgesetzer
Technoplattform
Bild 6/3: IEB-City-Zelle
Bild 6/4: Struktur einer
Eco-City
Bild 9/1: Grundsatzschema eines
energieautonomen IEBs
10. BEISPIELE
Derzeit sind weltweit ca. 27
Teleportprojekte in Betrieb,
Aufbau und Planung. Zu den
bekanntesten Projekten gehören
u.a.
Bay Area Teleport in San
Francisco: Hier handelt es
sich um eine gemischte Office-
und Wohnbebauung mit
übergreifendem Richtfunk- und
Kommunikationssatellitennetz
[1].
The Teleport in New York:
Dieser stellt eine
ausschließliche Office-Nutzung
dar [1].
Minato Mirai 21 Teleport in
Yokohama: Hier ist eine
Mischnutzung, bestehend aus
Office Park, Ausstellungs- und
Kongreßzentren, Hotel, Kunst-
und Schiffahrtsmuseum,
Wohnbebauung, Erholungspark,
etc. realisiertbzw. als
städtebauliche
Entlastungsmaßnahme für den
BallungsraumTokyo noch in der
Planung [1].
Mediapark Köln: Dieses
Projekt ist mit einer hohen
Parkbegrünung zwischen den
Baukörpern und einer
funktionalen Mischnutzung von
vornherein in Richtung einer
heute realisierbaren Ökokultur
ausgerichtet [1].
Die hier geschilderten
technischen, ökonomischen und
ökologischen Grundüberlegungen
zeigen, daß die
Telekommunikation das
bestimmende Kultur- und
Infrastrukturelement des
21.Jahrhunderts sein wird.
Literatur
[1] LAZAK, D.: TELEPORTS,
Intelligent Eco-Buildings and
Telematic Cities. The Focal
Points of Economic Development.
AITVerlagsgesellschaft
Hallbergmoos 1992.
[2] KöPPER, U.I.: Regionale
und kommunale Bedeutung von
Hochtechnologieprojekten in der
Stadtentwicklung; in:
Building Management Congresse 93,
Bd. 1, S. 263-279. EWI.
Starnberg 1993.
[3] LAZAK, D.: TELEPORTS,
Intelligent Eco-Buildings...
. loc.cit. S. 412.
[4] KRUMMACKER, J.: Ökonomie
und Technologie von
Intelligenten Gebäuden und
Office Parks; in:
Building Management Congresse 93,
Bd. 1, S. 281-297. EWI.
Starnberg 1993.
[5] LAZAK, D.: TELEPORTS,
Intelligent Eco-Buildings...
. loc.cit. S. 40 ff.
|