VERKEHR UND TELEKOMMUNIKATION
1. FUNKTIONEN DES
VERKEHRS
"Freie Fahrt für freie Bürger!"
war das Schlagwort der
Nachkriegsgeneration, die im
Gefolge des Wiederaufbaus nach
dem Weltkrieg und dem Bewußtsein
des erreichten technischen
Fortschritts die neu gewonnenen
Mobilität zum äußersten
auskosten wollte.
"Wir ersticken am Verkehr. die
schonungslose Ausbeutung der
fossilen Energiereserven wird
unsere Umwelt zerstören, die
Atemluft verpesten und uns
weltweiten Klimakatastrophen
ausliefern. Der Verkehr beruht
auf der gefährlichsten Technik
für Menschen im gesundesten
Lebensalter": dies sind die
neuen aggressiv formulierten
Schlagworte die in den letzten
zwei Dekaden dem ausufernden
Verkehrsgeschehen
entgegengesetzt werden.
Verkehr ist natürlich ein
facettenreiches Geschehen mit
vielen Komponenten, auf die wir
hier nicht im einzelnen eingehen
können. Er steht jedoch in
vielfältiger Weise mit anderen
technischen Entwicklungen in
Verbindung. Wir werden zeigen,
daß Verkehr mit Hilfe von
Telekommunikation beeinflußt
wird, aber auch in seinem Umfang
beschränkt und in seinem
Gefahrenpotential reduziert
werden kann.
Warum überhaupt Verkehr?
Jedenfalls ist Verkehr durch die
Ansprüche und Wünsche der
Menschen an die Gestaltung ihres
Lebens determiniert. Zunächst
muß man die Bereiche Personen
und Güterverkehr auseinander
halten. Zunehmende technische
Möglichkeiten haben den Bereich
des Wohnens, des Arbeitens und
der Freizeitgestaltung
auseinander rücken lassen.
Dementsprechend ist der
Personenverkehr von und zur
Arbeit, von und zu
Unterhaltungsstätten,
Wochenendeinrichtungen und
Urlaubszentren in den letzten
Jahren kräftig gewachsen. Im
Gegensatz zum Güterverkehr kommt
beim Personenverkehr die Freude
an der Bewegung hinzu: Diese
kann im gemächlichen
Nostalgiezug ebenso erreicht
werden, wie durch den Easy Rider
auf seinem Motorrad oder den
Wochenendausflug im schnittigen
Porsche. Ergebnis ist jedenfalls
Verkehr als Selbstzweck!
Die Massenmedien, insbesondere
das Fernsehen - im weitesten
Sinn auch eine, wenn auch
einseitige Form der
Telekommunikation - haben zur
Verstärkung dieses Trends
beigetragen: Sie informieren
über Unterhaltungs-, Freizeit-
und Urlaubsangebote in der
näheren und weiteren Umgebung
des Wohnortes. Telekommunikation
macht die Verständigung mit den
Zielorten und den
Freizeitorganisatoren immer
leichter. Das gilt sowohl für
den einzelnen Konsumenten, der
über Telefon mit den
Veranstaltern, Vermietern und
Organisatoren direkt in
Verbindung treten kann, als auch
für den professionellen
Veranstalter, Reiseunternehmer
und Manager einer Hotelkette,
der über Fax und Datenleitung
seine Geschäfte abwickelt.
Die Verkürzung der
Transportzeiten und die
Verfügbarke instantaner
Telekommunikationsmöglichkeiten,
vor allem Telefon und seit
neuestem auch Fax, erleichtert
die Entwicklung der Zersiedelung
von Wohnregionen. Das Fernsehen
bringt dasjenige Minimum von
Information und Unterhaltung in
diese dezentralen Regionen, das
es auch für Familien, deren
Interessen sonst auf
Unterhaltungsangebote der
zentralen Orte ausgerichtet ist,
akzeptabel macht einen großen
Teil ihres Lebens in einer
gewissen, wenn auch nicht
allzugroßen Entfernung von den
Städten zu verbringen.
Für die echt abgelegenen
Regionen bringt die verbesserte
Verkehrsanbindung zunächst einen
Anschluß an die
Gesamtgesellschaft und die
Möglichkeit den eigenen Horizont
zu überschreiten. Aber gerade
dies wird den dezentral
vorhandenen, differenzierten
Kulturen zum Verhängnis. Die
verbesserte Information, seit
neuestem über die
Satellitenschüssel bringt die
Vorzüge der zentralen Orte ins
Blickfeld und macht die in
vielen Bereichen beschränkten
Möglichkeiten der Region
sichtbar. Als erstes gehen die
regionalen Spracheigenheiten
zurück, die Sprache wird
homogenisiert. Aber auch
Werthaltungen und Einstellung
zum Leben, die Erwartungen an
das eigene Leben werden
verändert. Dies trägt zur
Entvölkerung der entsprechenden
Regionen bei. Soferne nicht
durch Aufbau zusätzlicher
Attraktivität, z.B. als
Unterhaltungs und Urlaubsregion
gegengesteuert werden kann,
nimmt der Konzentrationsprozeß
in der Landwirtschaft zu und die
ökonomisch weniger etablierten
ländlichen Einwohner wandern in
Richtung auf die Zentren. Die
Kompensation durch Telearbeit
ist noch nicht in großem Umfang
erprobt und die Wirkung
derselben wird in anderen
Referaten in dieser
Veranstaltung diskutiert.
Ebenso wichtig - und mit den
Determinanten des
Personenverkehrs in reger
Wechselwirkung stehend - ist der
Güterverkehr. Sein Wesen
besteht darin, daß materielle
Ressourcen von
Rohstofflagerstätten an die
Stätten der Verarbeitung
gebracht werden, in weiteren
Stufen miteinander kombiniert
werden, was zu weiteren
Güterverkehrsströmen führt und
schließlich in der Form von
Endprodukten an die Konsumenten
herangebracht werden. Im
Idealfall laufen die Güterströme
alle in eine Richtung und es
besteht eine ununterbrochene
Kette zwischen den Orten an
denen die primären Rohstoffe zu
finden sind und den Orten des
Endkonsums. Eine zunehmende
Arbeitsteilung erfordert ein
immer umfangreicheres
Transportgeschehen bereits
zwischen den produzierenden
Einheiten. Reduktion der
Lagerhaltung und Just in Time (JIT)
Produktionsmethoden verlagern
einen Teil des
Produktionsprozesses - oder in
gewissem Sinn des Förderbandes -
auf die Landstraße und andere
Verkehrswege. Das
Zusammenwachsen Europas (EG,
EWR) generiert solcherart
Verkehr. Lokal werden aber auch
schon die Grenzen der Belastung
durch diese Entwicklung sichtbar
(z.B. Brenner Alpenquerung).
Gerade die Erleichterung des
Güterverkehrs führt aber dazu,
daß die Güter über weitere
Entfernungen transportiert
werden, und daß Güter, die
früher aus der näheren Umgebung
bezogen wurden aus immer
weiterer Entfernung
herangeschafft werden. Verstärkt
wird dies durch eine zunehmende
Differenzierung von Produkten.
Um diese Transporte über große -
oft transkontinentale -
Entfernungen vorzubereiten, zu
organisieren und abzurechnen
sind die modernen Mittel der
Telekommunikation unumgänglich.
Nur durch sie können Angebot und
Nachfrage nach großen
Gütermengen über riesige
Entfernungen halbwegs im
Gleichgewicht gehalten werden.
2.
TELEKOMMUNIKATION IM VERKEHR
All dies erfordert jedenfalls
die Kommunikation weit
entfernter Unternehmen
miteinander. Dies wird zwar
durch Telekommunikation
ermöglicht, erfordert aber auch
direkte Kontakte von
Firmenangehörigen untereinander:
Das heißt erhöhten
(geschäftlichen)
Personenverkehr. Telefon- und
vielleicht später
Videokonferenzen können dieser
Notwendigkeit nur partiell
entgegenwirken. Und auch
Videokonferenzen, die vorläufig
noch ziemlich teuer sind, von
denen aber in Kürze auch
Billigvarianten verfügbar sein
werden, dürften in der Summe nur
wenig bewirken. Sie können zwar
in manchen Bereichen direkte
Gespräche ersetzen führen aber
auch dazu, daß ein größerer
Anteil der Betriebsangehörigen
an überbetrieblichen
Besprechungen teilnimmt. Dadurch
werden aber wieder die
Direktkontakte gefördert.
Möglicherweise nicht nur die
geschäftlichen, sondern auch die
privaten. Personen, die durch
geschäftliche Kontakte ihren
Bekanntenkreis und ihr
Gesichtsfeld erweitern haben
auch eine höhere Tendenz ihre
private Reisetätigkeit -
teilweise synergistisch - auf
weitere Räume auszudehnen.
Lediglich die Personengruppen,
die relativ selbständige Arbeit
nach relativ spezifischen
Vorgaben ausführen, und die nur
eine beschränkte Zahl von
Kontakten zum Hauptunternehmen
wollen oder benötigen, werden
den von ihnen verursachtten
Verkehr reduzieren. Derzeit ist
noch nicht abzusehen ob ihr
Beitrag zur Verkehrsreduktion
den kompensierenden Effekt von
Verkehrsausweitungen übertreffen
werden.
Auch der Personenverkehr
benötigt Telekommunikation zur
Vorbereitung, Abwicklung und
Abrechnung einzelner Fahrten und
Reisen. Tatsächlich gehören die
Flugplatzreservierungssysteme
zusammen mit den
Nachrichtenagenturen und den
Finanzinformationsdiensten zu
den ältesten kommerziellen
Dienstleistungen, die über
Telekommunikationsleitungen
abgewickelt wurden.
Schließlich kommen Güter und
Personenverkehr auf denselben
Strecken, Straßen,
Luftkorridoren und Seerouten
zusammen und es entsteht ein
Gesamtverkehrssystem, das
ebenfalls der Planung, Lenkung
und der nachträglichen Erfassung
und Analyse bedarf, wie die
funktional getrennten Bereiche
der Beförderung von Personen und
Waren.
Dies ist der Bereich des
Verkehrsflusses in den man
eingreifen muß, will man nicht
das Ausufern des Verkehrs der
Selbstregelung durch überfüllte
Straßen und periodische Staus
überlassen.
Zunächst wollen wir jedoch den
verschiedenen Informationen, die
im Zusammenhang mit dem
Verkehrsgeschehen ausgetauscht
werden unsere Aufmerksamkeit
zuwenden.
Sie betreffen die Steuerung des
Verkehrs durch den jeweiligen
Transportorganisator (Spedition,
Frächter, Luflinie) und durch
den Infrastrukturbetreiber
(Straßenbau und -verwaltung,
Verkehrspolizei). Das
Verkehrsgeschehen wird durch
Kommunikationsvorgänge, die dem
Transport vorhergehen
vorbereitet, durch Kommunikation
während des Transports gesteuert
und beeinflusst und schließlich
durch Nachbearbeitung von
Informationen nach dem Transport
analysiert. Leistungen werden
nach dem Geschehen verrechnet,
Vergehen geahndet.
Tabelle 1: Übersicht über
Kommunikationsaktivitäten im
Verkehr
Transport |
Verkehrsfluß |
Warenbestellsysteme
Warennabrufsysteme
EDI
Frachtbörsen
Routenplanung
Passagierinformationssysteme
|
Aufkommensvoranmeldung
(z.B.Großveranstaltungen)
Infrastrukturplanung
Verkehrsplanung
|
Sendungsverfolgung
Mobilkommunikation
(Zellularfunk,
Satellitenfunk)
Gefahrgutüberwachung
|
Verkehrsflußmessung
Geschwindigkeitsmessung
Verkehrssteuerungen
und -überwachungen
Computerisierte
Priorisierung des
öffentlichen Verkehrs
Automatisierte
elektronische Mautsysteme
AVI Automatic Vehicle
Identification ADC
Wegekostenverrechnung
(Electronic Road Pricing, )
Fahrzeuglokalisierung
-
Flottenverwaltungssysteme
Fahrtenschreiber
Fahrerinformationssysteme
- Navigationssysteme (Radio-TV,
GSM, CD-Rom,
IR/Mikrowellen-,
Verkehrsbaken)
Rufsysteme
für öffentlichen Verkehr
(Taxiruf, Sammeltaxi, Bus
auf Bestellung)
Flugleitsysteme
Eisenbahnsteuerungs-systeme
Zollverwaltungssysteme
Unfallinformationssysteme
|
Abrechnungssysteme |
Parkraumüberwachung
Verkehrsstatistik
Unfallstatistik
Verfolgung von
Verkehrsregelverletzungen
|
|
Der Transport von Gütern nimmt
gerade auch deshalb zu weil die
Kommunikationsfähigkeit zur
Anforderung und zum Abruf von
Gütern, aber auch von
Transportleistungen zunehmend
über immer bessere
Telekommunikationsleitungen
möglich ist. Just in Time
Lieferung kann sicher auch
längerfristig oder über das
Telefon vereinbart werden, aber
in manchen Wirtschaftssektoren,
wie z.B. der Automobilindustrie
ist die Kommunikation über den
elektronischen Datentausch
mittels normierter
Nachrichtentypen EDI (Electronic
Data Interchange) bereits
heute das Mittel der Wahl.
Bestellungen, Abrufe mit genauer
Angabe des Lieferzeitraums sind
an der Tagesordnung.
Entsprechende Rückmeldungen sind
ebenfalls vorformatiert als
Kommunikation von Computer zu
Computer, von Programm zu
Programm möglich (mit Normen
laut VDA Format, Odette, EDIFACT).
Dies sowohl über Wählleitungen,
X.25 (Datex-P) Verbindungen,
Standleitungen und über die
Vermittlung von
Mehrwertdienstleistern
(Datenzentralen), die die
Weiterleitung von Nachrichten an
eine Vielzahl von Empfängern
übernehmen. Aber auch kleinere
Anwendungen sind durchaus
üblich: So verwendet der
Österreichische Buchhandel zur
Bestellung von Büchern das KÖBU
Data System, das über die
Telebox der Radio Austria läuft.
Die Apotheken verwenden vor
allem ein firmenspezifisches
Format zur Bestellung von
Medikamenten.
Da moderne
Telekommunikationsverbindungen -
Mobilkommunikation,
Funktelefon, Datenleitungen über
Satelliten (INMARSAT C) -
die Sendungsverfolgung und
Kommunikation mit Fahrern auch
unterwegs erlauben, können
Sendungen auch noch unterwegs
umgeleitet werden. Die
Kommunikation mit den Zollämtern
ist in einigen Ländern (z.B.Großbritannien)
- abgesehen vom kleinen
Grenzverkehr - praktisch
vollständig auf EDI umgestellt
worden. Die Speditionen sind
besonders an der Umstellung auf
elektronischen Datentausch
interessiert, da sie dann ihren
Kunden ihre Dienstleistungen
inklusive Zollabrechnung früher
in Rechnung stellen können. Sie
gehören aber auch als
Lieferanten (Partner) der
Automobilhersteller zu denen,
auf die von außen Druck ausgeübt
wird, EDI zu verwenden. Wenn
Sendungen unterwegs umleitbar
bleiben sollen, sind sie ja ein
wesentlicher Partner, solange
Transporte nicht im Werksverkehr
abgewickelt werden. Auch die
Österreichische Bundesbahn
installiert gerade ein
Transportinformationssystem
(TIS), das einerseits
eine effiziente Steuerung des
Bahnverkehrs ermöglichen und
eine Vielzahl verschiedener
Informationspfade innerhalb der
ÖBB ersetzen soll, das aber
andererseits auch Grundlage für
den Informationsaustausch mit
Güterverkehrskunden bilden soll.
Die Fluglinien verfügen mit dem
SITA Netz ja schon lange
über ein effizientes Verfahren
der Passagierverwaltung und
Information (in Österreich OSCAR
zusammen mit der Swissair).
Betreffend Fracht benützen die
Luftfahrtgesellschaften ein
eigenes Format CARGO-IMP
zur gegenseitigen Information.
Zur Kommunikation mit Kunden
wird derzeit schrittweise EDI
(auf Basis EDIFACT) eingeführt.
Der Wiener Flughafen spielt
hierbei in Zusammenarbeit mit
der Zollverwaltung eine
Voreiterrolle.
Beim Transport von Gütern kommt
zur Reduktion von Verkehr
zunächst die bessere Nutzung von
Fahrzeugen in Frage. Das
logische Mittel wären
Frachtraumbörsen, die freien
Frachraum und die Nachfrage nach
Transportleistungen zusammen
bringen. In Österreich gab es
bisher den Versuch von
Transpotel, der genau dies
leisten sollte. Dies hat im
Wesentlichen nicht funktioniert.
Warum? An dieses System waren
nur die Speditionen und Frächter
angeschlossen, hingegen keine
Verlader. Nun geben Speditionen
ungern ihre Kunden in einem
öffentlichen System der
Konkurrenz bekannt. Sie fahren
lieber mit halbleeren
Fahrzeugen, um eine
Kundenrelation auch in Zukunft
bedienen zu können. Wie man hört
soll in Frankreich ein System,
bei dem es verpflichtend ist
Transporte einer gewissen
Größenordnung in das
Frachraumvermittlungssystem
einzugeben, wesentlich besser
funktionieren. Es könnte sein,
daß auch in Österreich -
zunächst z.B. beim Transit -
solche umfassende Lösungen ins
Auge gefaßt werden müssen.
Die informationstechnischen
Lösungen für viele Probleme der
modernen Gesellschaft werden
zunehmend eine "Zahlung je"
erbrachter
Informationsdienstleistung mit
sich bringen. Zahlung je
Unterrichtslektion, je
empfangenem Fernsehprogramm, je
erbrachter
Gesundheitsvorsorgeleistung oder
je (Sonder-) Leistung der
öffentlichen Behörden. Die
Europäische Gemeinschaft sieht
in der Schaffung eines
gemeinsamen Informationsmarktes
eine wesentliche Aufgabe. Sie
sieht Prioritäten für die
Sektoren: Bilddatenbanken,
Normeninformation,
Straßenverkehrsinformation,
Tourismusinformaion und
intelligente Schnittstellen für
elektronische
Informationsdienste vor. Im
Verkehrssektor kann dies
einerseits
Passagierinformationssysteme
betreffen: Heute wird zumindest
Flugverkehrsinformation bereits
über kommerzielle Dienste
angeboten, die umfassender
Auskunft geben als dies
Fluglinien gewöhnlich tun. In
Zukunft könnten auch andere
Verkehrsformen betroffen sein,
bis schließlich alle
Verkehrsinformation zu einer
Ware werden könnte. Integrierte
Systeme der Information über
Fahrten mit öffentlichen
städtischen Verkehrsmitteln
(Straßenbahn, Bus) können
Angaben über deren Nutzung zur
Erreichung internationaler Flug-
oder Zugverbindungen
bereitstellen. Aktuelle Angaben
über Verfügbarkeit von
Sitzplätzen, Verspätungen und
Unregelmäßigkeiten können
eingearbeitet werden.
Während des Verkehrsgeschehens
gibt es zunächst die Aufgabe der
Steuerung des Verkehrs.
Traditionell wird der Verkehr
über Verkehrszeichen gesteuert,
die auch in Österrreich in stets
wachsendem aber noch nicht
dramatischem Ausmaß von
Computern gesteuert weren. Neben
der Steuerung von Ampelanlagen
werden auch zunehmend
Anzeigetafeln - vorläufig
vor allem auf Autobahnen -
elektronisch gesteuert und
teilweise automatisch den
augenblicklichen Gegebenheiten
angepaßt. In Österreich soll
hier die Gesellschaft für
Signalanlagen - GESIG - erwähnt
werden, die für die Wiener
Verkehrsleitzentrale
verantwortlich ist und auch im
Ausland (z.B. in Bonn)
Verkehrsleitsysteme installiert.
In Zukunft drängen neben den
traditionellen Anbietern auch
andere Telekommunikationsfirmen
in den Markt für
Verkehrsinformatik und
Verkehrskommunikation. Neue
Formen von Daten betreffen
Glatteiswarnungen,
Sichtweitemessungen,
Stickoxidkonzentrationen oder
Gefahrgutinformationen. Sie
werden von automatischen
Messgeräten erfasst oder von den
Straßennutzern bereitgestellt
und über Telekommunikation an
die jeweils Betoffenen
weitergeleitet. Der Betrieb
entsprechender
Rechnergesteuerter
Betriebsleitsysteme erfordert
auch entsprechende Organisation
und Bereitstellung von Mitteln
von Seiten der
Straßenverwaltungen. Man kann
annehmen, daß die Systeme primär
dann installiert werden, wenn
die entsprechenden Einnahmen den
Aufwand für die Installation der
entsprechenden Leitzentralen
finanzieren.
Der Verkehrsfunk wird in manchen
Regionen bereits durch das
Radio Data System (RDS)
ergänzt, das in einem Traffic
Message Channel (TMC) über
normale Rundfunkprogamme sehr
spezifische digitale
Verkehrsnachrichten übermittelt.
Die Empfänger filtern die
Nachrichten heraus, die für die
gerade durchfahrene Strecke
betreffen. Internationale
Normung erlaubt es, die
Nachricht in der Heimatsprache
des Fahrers auszugeben.
Derzeit wird von der
europäischen Industrie in
Zusammenarbeit mit öffentlichen
Verwaltungen in Projekten im
Rahmen von Prometheus,
Drive und Polis an
Techniken zur Fahrerinformation,
allgemeiner der RTI Road
Transport Informatics,
gearbeitet. Dabei sind statische
Systeme mit gespeichertern
Landkarten und
Verkehrs-information auf CD-ROM
(Carin von Philips, Bosch-Travel
Pilot) von dynamischen Systemen
zu unterscheiden, die aktuelle
Verkehrsinformation mit
Monitoring Systemen austauschen.
Siemens und Plessey haben ein
auf Infrarot-Verkehrsbaken
gestütztes System zur
Fahrerinformation entwickelt,
das den Fahrer nach Eingabe des
Fahrziels durch Hinweise auf
einem elektronisch gesteuerten
Anzeige (z.B. vor jeder
Kreuzung) an sein Ziel lenkt und
ihn mit den letzten Nachrichten
zum Verkehrsgeschehen auf seiner
Route versorgt (Euroscout).
Philips, Bosch und Volvo haben
mit anderen Firmen einen Versuch
gestartet, das neue europäische
Mobilfunksystem GSM (genormt von
der Groupe Speciale Mobile)
sowohl zum Sammeln als auch zum
Verteilen von
Verkehrsinformation zu benützen
(Sokrates). In zumindest
einem der von der EG
unterstützten "Korridore" soll
dieses System weiter entwickelt
und einsatzreif gemacht werden.
Weitere Projekte behandeln die
Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation.
Diese ist auch gut für den
Austausch von Unfalldaten
geeignet. Unabhängig davon
werden eigene
Unfallentdeckungsverfahren
entwickelt, die teils in den
Fahrzeugen eingebaut sind (z.B.
Beschleunigungsdetektoren),
teils über Monitore das
Verkehrsgeschehen verfolgen
(Staudetektoren). VW hat ein
Steuerungssystem (Convoy
Pilot) entwickelt, das
Fahrzeuge auf einer eigenen
Autobahnspur automatisch steuert
und dadurch für Sicherheit und
rasches Weiterkommen sorgt.
3. BEEINFLUSSUNG DES
VERKEHRSAUFKOMMENS
Will man Verkehrsströme und
-mengen gezielt lenken, und
aus Umweltgründen ist das heute
ein immer akzeptableres Thema,
kann man zu administrativen
Maßnahmen greifen, wie:
-
Verkehrsbeschränkungen für
gewisse Fahrzeuge auf
bestimmten Routen zu gewisse
Zeiten
-
Vorschriften über maximale
Zahlen zugelassener Fahrzeuge
oder Quoten für die Nutzung
von Verkehrswegen
-
Vorschriften über zulässige
Fahrzeugtypen (abgas- und
lärmarm, fernsteuerbar,
Fahrerinformationssystem usw.)
-
Administrative Vorschriften
über Bezugsquellen von Waren
-
Raumordnerische Maßnahmen,
z.B. Flächenwidmungspläne
-
Beeinflussung von Ort und
Termin von Großereignissen
Daneben gibt es aber die
Möglichkeit differenzierterer
Steuerung mittels neuer
Technologie. Die wichtigste
Möglichkeit der Steuerung des
Verkehrs könnte die Einhebung
von nutzungsabhängigen
Wegekostenabgaben werden
(Road Pricing). Erst dann, wenn
ich für alle jene Zonen und
Routen, die besonders stark
belastet sind, Gebühren einhebe,
die einerseits die lokale
Belastung kompensieren helfen,
und andererseits eine
unmittelbar abschreckende und
verkehrsreduzierende Wirkung
entfalten können, werde ich die
wichtigsten Probleme in
Zusammenhang mit der
Verkehrslawine in den Griff
bekommen. Nach Zeit und Ort
gestaffelte Tarife erlauben die
Freistellung von Fahrten in
wenig befahrenen ländlichen
Regionen und die Verrechnung
hoher Gebühren für stark
befahrene, durch Lärm und
Gestank beeinträchtigte Routen
zu Spitzenzeiten. Im Vergleich
dazu kann die
Parkraumbewirtschaftung in
Ballungszentren nur eine
vorläufige unvollkommene
Steuerungsmaßnahme sein.
Finanzminister und lokale
Behörden werden sich die
Gelegenheit kaum entgehen
lassen, dabei ein wenig
mitzunaschen. Man kann dabei
damit argumentieren, daß eine
Einhebung von Steuern über die
Belastung von umweltschädlichem
Verhalten sinnvoller ist als
über globale Mehrwertsteuern.
Die Verwendung der
Wegekostenabgaben zur
Verbesserung der Leitsysteme,
die auch Systeme der
automatischen Steuerung und
Überwachung des Fahrverhaltens
umfassen, sollte auch die
Sicherheit auf den Straßen
erhöhen. Neben Tempo 30 in
Ballungszentren, kann z.B.
bereits die automatische
Überwachung der
Höchstgeschwindigkeit in diese
Richtung wirken.
Nutzungsabhängige Gebühren
können aber sicher nur durch ein
automatisches, und das heißt
meist ein
telekommunikationsgestütztes
System eingehoben werden.
Welche Möglichkeiten stehen
dabei zur Verfügung. Es sind die
gleichen wie bei
Passagierinformationssystemen
und Fuhrparkmanagementsystemen:
-
Kommunikation mit Fahrzeugen
über Infrarotsender
-
Kommunikation mit Fahrzeugen
über Mikrowellensender
-
Die Ablesung von
Fahrzeugkennzeichen durch
visuelle Lesegeräte
-
Zellulare Mobiltelefonetze,
besonders das geplante
paneuropäische GSM-Netz
(definiert durch die Groupe
Special Mobil)
-
Satellitenkommunikation
Für alle diese Möglichkeiten
gibt es zumindest ausgedehnte
Feldversuche. Alle Systeme
verlangen eine individuelle
Kennzeichnung des Fahrzeugs oder
des Abrechnungskontos. Das
System der italienischen
Autobahnen "Telepass"
verlangt in jedem automatisch
abrechnenden Fahrzeug einen
eingebauten (Funk-) Sender (Transponder),
der das Fahrzeug eindeutig
identifiziert, wodurch die
Gebühren von jedem beliebigen
Konto des Fahrers abgebucht
werden können.
Durch andere vorgeschlagen
Verfahren (z.B. von Bosch-ANT
und Kapsch) können Beträge von
Kreditkarten bzw. Smart-Cards
abgebucht werden. Diese mit
einem Computerchip bestückten
Karten können auch anonym
gehalten werden. In diesem Fall
werden sie von autorisierten
Stellen an die Fahrer verkauft
und die jeweiligen
Wegekostenabgaben werden bei der
Nutzung des entspechenden
Wegstücks automatisch abgebucht.
Dies verlangt, im Gegensatz zur
Erkennung des Fahrzeugs (bzw.
des Fahrers), eine
Zweiwegkommunikation: Auf dem
Speicher der Karte muß ja
jeweils vermerkt werden, welcher
Betrag gerade abgebucht werden
soll. Derzeitige Funksystem sind
bei hohen Geschwindigkeiten
(mehr als 100 km/h) nur bedingt
für die Zweiwegkommunikation in
diesem Ausmaß eingerichtet. Die
viel dichter gepackte
Information in
Infrarotlichtbündeln kann die
Informationen wesentlich
leichter übertragen. Die
Probleme der Mikroelektronik
rühren teilweise von der
Verwendung der in Europa
genormten Verkehrsfrequenzen von
5,8 MHz her, die für
Interferenzen und Reflexionen
anfällig sind. In der USA werden
rein passive Systeme mit
elektronischen Kennmarken (tags)
im Bereich von 900 MHz verwendet
(entwickelt vor allem von der
Firma Amtech). Container, Lkws
oder Zugwaggons können mit
solchen Automatic Vehicle
Identification (AVI) Tags
dauerhaft gekennzeichnet werden.
In Europa ist der
900 MHz-Bereich anderweitig
besetzt, in Österreich durch das
zellulare D-Netz.
Allerdings beansprucht Kapsch
mit dem System von Bosch-ANT
Geschwindigkeiten bis zu 160
km/h zu beherrschen. Die
Fahrzeuge müssen dabei nicht
spurgenau an den
Meßeinrichtungen vorbeifahren,
die an Rahmenkonstruktione über
der Fahrbahn angebracht sind.
Das System sieht Transponder in
den Fahrzeugen vor, in die die
entsprechenden
wiederverwertbaren (mit Kredit
wiederaufladbaren) Chipkarten
eingesteckt werden und die
Abfragesignale mit einer
verstärkten Rückmeldung
beantwortet werden. Aus
Sicherheitsgründen soll die Zahl
der möglichen Wiederverwertungen
beschränkt bleiben.
Für Automatische
Verrechnungssysteme werden
derzeit, in Anlehnung an die AVI
Normen, Lösungen für
Zweiwegkommunikation zur Normung
vorgeschlagen (ADS
Automatic Debiting System). Ein
ADS kann von einer vorgegebenen
Anzahl von Fahrten oder von
bezahlten Einheiten die
verbrauchten Einheiten abziehen
und das Ergebnis wieder auf den
beweglichen Transponder
zurückschreiben. Die
Österreichische (Tiroler) Firma
VITRON, eine Schwesterfirma der
Firma Skidata, die Schiliftpässe
installiert, hat ein System
entwickelt bei dem die
Autonummerntafeln zur
Identifikation genügen. Das
System, das einfache
Videokameras einsetzt, wird
auf österreichischen Mautstraßen
eingesetzt um den
Dauerkarteninhabern die
aufenthaltslose Durchfahrt an
den Mautstellen zu ermöglichen
(Fehlerrate 5%, Derzeit wird an
der Erfassung von vorderer und
rückwärtiger Tafel beim gleichen
Fahrzeug gearbeitet, was
besonders bei schlechtem Wetter
d.h. bei verschmutzten
Nummerntafeln die Fehlerrate
senken soll). Natürlich wäre es
auf diese Weise auch möglich
beliebige Fahrzeuge zu
identifizieren.
Das Verkehrsministerium und die
Straßenverwaltung tendiert bei
überregionalen Lösungen
jedenfalls zu anonymen Systemen,
die die individuelle Verfolgung
und Identifizierung von
Fahrzeugen nicht notwendig
machen. Gerade in Österreich ist
die Angst vor dem "großen
Bruder", der den Bürger über
Straßeninformationssysteme - im
Extremfall vom "Himmel", von
Satelliten aus - verfolgt
besonders ausgeprägt.
Alle diese Systeme können sicher
zur Hebung der Sicherheit auf
den Straßen beitragen. Sie
können aber auch bei weniger
demokratischen Systemen zur
Überwachung unbescholtener
Bürger eingesetzt werden.
Man kann zwar mit Recht
einwenden, daß die Blockwarte im
Dritten Reich auch ganz gute
Arbeit geleistet haben, und daß
der Widerstand gegen
undemokratisch Praktiken auf
ganz anderer Ebene geführt
werden muß, aber dennoch bleibt
die Tatsache, daß wenn dieses
System universell (z.B. auf
allen öffentlichen Straßen)
eingesetzt werden sollten, eine
neue Qualität der
Überwachungsmöglichkeit und des
möglichen Mißbrauchs entstehen
würde, die geeignete
Vorkehrungen auch auf der
technischen Eben erforderlich
machen würde.
Ist erst einmal ein
automatisches System der
Abbuchung vorhanden, ist aber
durchaus denkbar, dasselbe
System auch für andere Zwecke zu
verwenden. Kunden in einem
Unterhaltungs- oder
Freizeitzentrum oder in Zentren
von Dienstleistungen, die vom
Fahrzeug aus in Anspruch
genommen werden können (z.B.
Autowaschanlagen) könnten
dieselbe Zahlungsweise
verwenden.
Was soll das ganze kosten? Im
DRIVE Projekt IRIs, einem
Projekt im Eureka Rahmen wurden
1991 die Investitionen einer
Stadt von 300.000 Einwohner
geschätzt. Tabelle 2 zeigt die
entsprechende Aufgliederung.
Tabelle 2:
Investitionen für
Straßentransportinformatik für
eine Stadt mit 300.000 Einwohner
(IT &
Traffic Management II: Exploding
Markets. National Economic
Development Council, London
1992)
|
Millionen öS
|
Anpassung
der Verkehrssteuerung |
18
|
Management
des öffentlichen Verkehrs |
18
|
Management
des Parkens |
12
|
Routeninformation |
18
|
Integration
der RTI Systeme |
18
|
Insgesamt |
84
|
Im Vergleich zu den
Straßenbauausgaben insgesamt
sind das - selbst wenn man hier
noch einen Faktor für
optimistische Schätzung
aufschlägt, durchaus vertretbare
Größenordnungen falls damit
tatsächlich Verbesserungen des
Verkehrsflußes erzielbar sind.
Normen, die vom deutschen
Bundestraßenamt BAST erarbeitet
wurden standardisieren bereits
die (Telekommunikations-)
Anschlüsse der Einrichtungen am
Straßenrand. Im Gegensatz zu den
Doppelinduktionsschleifen, die
in die Straße eingelassen werden
und zur Zählung von Fahrzeugen
und ihre Klassifikation in 6
Kategorien dienen (Pkw, Lkw,
Bus, Anhänger etc.) sind die
heutigen Systeme relativ einfach
zu installieren. Verkehrsbaken
können wie Ampeln auch später
installiert werden. Der
zusätzliche Arbeitsaufwand durch
die Verkehrsleitzentralen könnte
durch verbesserte Unterstützung
traditioneller Aufgaben der
Verkehrs-steuerung in Grenzen
gehalten werden.
Auch für die verbesserten
Systeme im übergeordneteten
Straßennetz, auf den Autobahnen,
sind die Kosten im Vergleich zu
den Milliardenbeträgen, die die
Herstellung von Autostraßen
verschlingt relativ gering.
Aufgrund von Abschätzungen
dieser Art kommt die Studie auf
einen geschätzten Weltmarkt
für RTI im Jahr 2010 von 580
Milliarden Schilling (zum
Vergleich 1988 betrug
dieser etwa 12 Milliarden).
Dieser Weltmarkt setzt sich etwa
wie folgt zusammen:
Tabelle 3: Weltmarkt für
Straßenverkehrsinformatik in
Milliarden Pfund Sterling (£)
|
Fahrzeug-intern
|
Infra-struktur
|
Gesamt
|
GB |
2,3 |
1 |
3,3 |
Frankreich |
2,3 |
1 |
3,3 |
Deutschland |
3,3 |
1,5 |
4,8 |
Andere |
2,3 |
1,5 |
3,8 |
Europa |
10,2 |
5,0 |
15,2 |
USA |
6 |
2 |
8 |
Japan |
3,5 |
1 |
4,5 |
Andere |
1 |
0,3 |
1,3 |
Welt |
20,7 |
8,3 |
29,0 |
Wir sehen: Wenn auch die
Ausgaben im Vergleich zum
Straßen- und Verkehrswegebau
bescheiden sind, ist es doch ein
beachtlicher Markt, der noch
dazu vehement wächst.
4. PLANUNG UND
MANAGEMENT DER GLOBALEN DÖRFER
Wo und welche Methoden der
Verkehrlenkung und
-beeinflussung eingesetzt werden
ist natürlich ein fundamental
politisches Problem. Raumplaner
und Architekten sind in den
Prozeß Planung und des Einsatzes
oft an wesentlicher Stelle
eingebunden.
Die Gestaltung des
Verkehrsverlaufes hängt zwar von
der Bereitstellung der Wege
wesentlich ab. Daneben ist aber
das Fahrverhalten der
Bevölkerung und der Betriebe von
vielen Beeinflussungen durch
Informationen verschiedener Art
abhängig.
Mechanismen wirken einerseits
über unmittelbare finanzielle
Anreize (Road Pricing,
Transportzeiten). Andererseits
kann man aber auch über
Passagier- und
Frachtinformationssysteme
Verkehrsströme lenken.
Wesentliche Entscheidungen
betreffen die Frage, wer welche
Information an die Fahrer und
anderen Verkehrsteilnehmer
weitergibt. Der Betrieb von
verkehrssteuernden Systemen
bedeutet auch Sammlung von
Informationen über das
Fahrverhalten. Teilweise
individuell nach Fahrer und
Fahzeug identifizierbar. Wer
soll über solche Informationen
verfügen, an wen kann und soll
sie weiter gegeben werden.
Wieweit sollen private Firmen,
wieweit öffentliche Stellen mit
dem Betrieb von
Telekommunikationsgestützten
Leitsystemen betraut werden. Die
Fahrt zu gewissen Orten zu
bestimmten Zeiten läßt ja auf
Informationen über das Kauf- und
Freizeitverhalten schließen.
Das kann so weit gehen wie bei
manchen Bankomaten, deren
Nutzung am Abend vor allem im
Zusammenhang mit Prostitution
erfolgt.
Die ausgefeiltesten Systeme der
Verkehrssteuerung und
-information gibt es
grenzüberschreitenden, vor allem
im transkontinentalen Bereich.
Der Transport mit Flugzeug oder
Hochseeschiff ist ja wesentlich
auf Telekommunikation angwiesen
und dieser Bereich ist am
relativ weitesten ausgebaut (man
denke etwa an Flugleitsysteme
oder Flugreservierungssysteme).
Die Einbeziehung des viel
umfangreicheren
grenzüberschreitenden
Autoverkehrs (Pkw und Lkw
gleichermaßen) läßt die Frage
nach der internationalen
Weitergabe von Informationen
aufkommen. Kann sich eine Region
oder ein Land in dem
anonymisierte Wegekostenrechnung
möglich ist, in einer Umgebung,
die Fahrer und Fahrzeug auf
jeder Fahrt identifiziert,
halten? Sollen und können
Informationen
grenzüberschreitend
weitergegeben werden?
Sowohl bei der Einrichtung von
Informations- und Leitsystemen
als auch beim Betrieb sind
solche Designüberlegungen mit
einzubeziehen.
Wenn wir am Anfang über die
Auflösung lokaler, oft
kleinräumiger Strukturen und
Sprachen gesprochen haben, so
muß jetzt auch mit der
Entstehung neuer übergreifender
"globaler Dörfer"
gerechnet werden. Fachleute
können über internationale Netze
weltweit miteinander
kommunizieren. Oft sind dennoch
wegen der hochgradigen
Spezialisierungen nur kleine
Gruppen an Diskussionsprozessen
beteiligt, Gruppen deren
Größenordnung durchaus in der
von traditionellen Dörfern
liegen kann. Wechselwirkung von
Informationen über das
Verkehrsverhalten, die Wirkung
solcher Gruppen auf das
induzierte oder reduzierte
Verkehrsvolumen und dem
Verkehrsgeschehen sind noch
nicht klar erkennbar.
Verschiedene Gruppen werden auch
im lokalen Maßstab einer Stadt
oder eines Bezirkskreises durch
die Einführung neuer Systeme
verschieden betroffen. Wer
Zugang zu besseren
Informationsdiensten hat, wird
im Verkehr auch besser zurecht
kommen. "Zugang" kann dabei
durch die finanzielle Situation
der Gruppe definiert sein, er
kann aber auch aufgrund der
(Aus-) Bildung definiert sein.
Die Kenntnis digitaler
elektronischer
Informationssysteme ist noch
nicht über alle Teile der
Gesellschaft gleichmäßig
verteilt. Audiotexdienste nutzen
die weitverbreitete Fähigkeit
das Telefon zu benützen. Die
Formulierung der Frage nach
Information kann dabei mit Hilfe
der Tasten eines Wählapparat mit
Mehrfrequenzwahl erfolgen. Sie
sind z.B. für die entgeltliche
oder unentgeltliche Information
über Verkehrsverbindungen
einsetzbar.
Je nach den Designentscheidungen
bilden sich neue Subgruppen, die
positive Möglichkeiten der
Systeme nutzen, Defizite
derselben aufzeigen oder sogar
beheben. Sie bilden neue, zwar
nicht globale, aber zumindest
regionale Dörfer, die teils
selbstregulierend sind und sich
auch so verstehen. Ein anderer
Teil sucht aber die
Wechselwirkung mit der Umgebung:
Sie sollten in entsprechende
Planungsprozesse eingebunden
werden und bei Fragen des
Betriebs angehört werden.
Die Gestaltung der
entsprechenden Gesamtsysteme,
die sich in die
Informationslandschaft von
Informationssysteme anderer
Lebensbereiche einbetten läßt,
erfordert Kreativität und
Erfindungsgeist. Für diese
Planer und Entwickler wird
Telekommunikation ein Medium der
Gestaltung darstellen.
5. ZWEI UTOPIEN
Schließlich wollen wir auf
tiefgreifendere Neuerungen des
Transportwesens eingehen.
Gefragt ist zunächst eine
Verbesserung der öffentlichen
Transportsysteme. Bereits heute
laufen in Österreich (Linz,
Salzburg) Modelle der
Individualisierung des
öffentlichen Verkehrs, vor allem
während der Nachtstunden und in
der verkehrsarmen Zeit.
Passagiere können telefonisch
oder über Eingabeautomaten ihren
Wunsch nach einer
Transportleistung bekannt geben.
Sammeltaxis, bzw. Buslinien mit
variabler Route nehmen die
Passagiere auf bringen sie an
zentrale Verkehrslinien
(Straßenbahn) heran und andere
Dienst-Fahrzeuge derselben Art
liefern sie schließlich an ihrem
Bestimmungsort ab.
Es ist aber überhaupt nicht
einzusehen warum nicht die
Wiener Straßenbahn, die Wiener
Buslinien mit ähnlichen Methoden
eine Erweiterung ihres
Dienstangebots erreichen
könnten. Darüber hinaus könnte
zumindest in der verkehrsarmen
Zeit - zunächst nach
Mitternacht, später vielleicht
auch schon etwas früher - der
verbleibende
Straßenbahnverkehr automatisiert
werden könnte. Die Straßenbahn
verkehrt auf einem festen
Gleiskörper. Gestalterkennende
Methoden können daher relativ
leicht Hindernisse auf dem Weg
erkennen und entsprechende
Aktionen einleiten. Bei
schwerwiegenderen, bzw.
längerdauernden Störungen könnte
über Videokommunikation eine
Leitzentrale eingeschaltet wrden,
die das Problem erkennen hilft
und eventuell Einsatzfahrzeuge
an den Ort des Geschehens
sendet. Ähnliche Beispiele im
Ausland zeigen, daß lediglich
das Sicherheitsbedürfnis der
Passagiere ein gewisses Problem
darstellt. Dies könnte durch
entsprechende Notrufsysteme bzw.
- bei entsprechender Akzeptanz -
auch durch Videoüberwachung des
Wageninneren befriedigt werden.
Die Entwicklung entsprechender
Systeme wäre eine
Herausforderung für
österreichische Techniker, die
zu Produkten führen könnte, die
auch in anderen Bereichen
vermarktbar wären.
Für die Verteilung von Gütern
gibt es ein energetisch
günstiges Vorbild beim
Transport von Wasser, Erdöl
und Abwässern: nämlich in
Rohren. Es ist nicht
einzusehen warum gerade Menschen
in Rohren unter der Erde
dahingeschossen werden, während
Gütertransporte oberirdisch die
Straßen blockieren. Ebenso
könnte man, und am Ende dieses
Vortrags sei etwas Phantasie
erlaubt, die Waren unter die
Erde verbannen und mit
automatischen Steuerungen durch
die Gegend lenken. Im Gegensatz
zu Wasser und Erdöl sind die
meisten Güter keine homogenen
Produkte. D.h. ihre
Verteilung benötigt einen
hohen Steue-rungs und
Lenkungsaufwand. Gerade
dafür ist aber
Informationstechnik besonders
gut geeigent. Fahrzeuge in
unterirdischen Rohren oder
Tunnels könnten genormte
Behälter transportieren, die
an vorgegebenen Kreuzungspunkten
in ihre jeweilligen
Bestimmungsorte umgelenkt werden
könnten. die Ablieferung am
Zielort kann zu vorgegebenen
Zeiten erfolgen. Organisatorisch
können viele der Funktionen
eines solchen Systems von den
Speditionen und den
Fuhrunternehmern von heute
übernommen werden. Zwischenlager
müssen aufgebaut, betreut und
bewacht werden. Die Wartung
eines solchen Systems wird
ähnlich aufwendig, wie die des
Straßen-, Schienen- und
Fuhrparksystems von heute
werden. Energetisch dürfte ein
solches schienengebundene System
günstiger sein als die heutigen
Verteilungsmodi. Es würde jedoch
gigantische Investitionen
erfordern und nur in einem
Jahrhundertaufwand errichtet
werden können. Nur besonders
große und sperrige Güter müßten
oberirdisch befördert werden.
Wobei, falls ein solches System
effizient und kostenünstig
arbeitet, die Zerlegung vieler
größerer Güter in kleinere
Module durchaus ein Nebeneffekt
sein könnte.
|