Global Village (die Konferenzen)
Global Village 1995
Global Village 1996
Global Village 1997
Global Village 1999

1999 waren wir beteiligt an der NGO Internet Fiesta und - in neuer Zusammensetzung - an "Global Village 99" Das geplante 4. internationale Global Village Symposium mußte leider abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt werden.

 
 
Eröffnungsvorträge / Opening Lectures Vienna City Hall, February 1995
MOONWALKER in VIENNA oder : WIE FINDEN WIR ins GLOBALE DORF?

Abstract     Lecture     Author

Hannes Swoboda - Planungsdirektor der Stadt Wien (A)

 

Einleitung zum Symposion Global Village '95

Als John F. Kennedy zum Präsidenten der USA gewählt wurde, dümpelte dieses Land in jeder Hinsicht dahin. Kennedy suchte eine Ñnationale Aufgabe" und fand sie im ehrgeizigen Projekt, noch im selben Jahrzehnt einen US-Mann auf dem Mond spazieren gehen zu lassen.

Auch nach seinem Tod ließ ihn die "Nation" nicht im Stich und 1969 ñ also vor einem guten Vierteljahrhundert ñ betrat tatsächlich ein Mann den Mond. Einige sollten ihm folgen, doch bald ging dem US-Raumfahrtprogramm die Luft aus, weil die kritischer werdenden Bürger nach dem erd- besonders aber menschenbezogenen Sinn darin suchten. Freilich: Mitgetragen durch das Raumfahrtprogramm wurde eine neue nachrichtentechnische Revolution entwickelt. Die schwammerlartig auf den Dächern unserer Häuser wuchernden TV-"Schüsseln" zeugen vom Siegeszug der satellitengetragenen Kommunikation. Und auch die Entwicklung im Datenverarbeitungsbereich frappiert jeden Menschen, der noch die Ungetüme der ersten Großrechenanlagen erlebt hat. Heute leistet jeder PC mehr. Die Welt erlebte in den letzten Jahren einen rasanten Wandel wie nie zuvor.

Als vor wenigen Jahren die Clinton-Administration antrat, suchte sie ebenfalls eine visionäre Aufgabe. Und US-Vize Al Gore propagierte den ÑData-Highway". Aus der Ñnationalen" Aufgabe wurde eine globale Aufgabe.

Und aus dem mehr oder minder staatlichen Programm wurde ein vom Staat gefördertes privatwirtschaftliches Rennen um die besten Telekommunikationssysteme. Wurden einst Bahnen und Autobahnen gebaut, um die Mobilität von Menschen und Gütern zu erhöhen, sind es nun die Daten-Netze, in denen man heute schon weltweit kommunizieren kann, ohne seinen Bildschirm verlassen zu müssen.

Aus dem US-amerikanischen Projekt wurde mittlerweile ein wirtschaftliches und nicht zuletzt politisches, in dem sich alle hochentwickelten Länder der Welt engagieren.

Und wie beim einst hochtrabenden Raumfahrtprogramm, das ñ nach abenteuerlichen Ausflügen zu ÑStarwars" mittlerweile auf die hauptsächlich friedliche Nutzung des Weltalls und die Erforschung des menschlichen Lebensraumes Erde ñ reduziert wurde, stellen Kritiker bereits die Frage, wem das weltweite Daten-Jonglieren denn eigentlich nützt.

Ohne auf diese Kritik hier eingehen zu wollen: Gesellschaftspolitisch sind die Auswirkungen und Möglichkeiten dieser neuen Revolution nicht einmal ansatzweise erforscht, geschweige denn sind (gesellschafts)politische Rezepte zum Umgang damit vorhanden.

Fragt sich also: Wie finden wir ins globale Dorf? Oder: Wollen wir dort überhaupt hin?

Ich meine ja, denn das globale Dorf, selbst wenn es eine virtuelle Welt ist, könnte auch zur Lösung mancher Probleme beitragen. Weltweite Kommunikation kann zur Überwindung Ñnationaler" Grenzen beitragen. Die geballte Rechnerleistung dieser Welt ermöglicht (theoretisch jedenfalls) jedem Menschen den Zugang zum explodierenden Wissen dieser Welt. Und nicht zuletzt könnte die neue Form des dezentralen Arbeitens, das Ñtele-working", ganz gravierend in die Verkehrssituation vor allem auch in Ballungsräumen einwirken.

Als beispielsweise vor wenigen Jahren im Großraum Los Angeles ein Erdbeben die Highways zerstörte und damit den Individualverkehr lahmlegte, wurde weltweit die Nachricht verbreitet, dies habe wenig Auswirkungen auf das Leben der Riesenstadt gehabt, weil die Ñcomputer" einfach vom Auto auf den PC gewechselt seien. Ob dies eine gute PR-Aktion für Gores "Super Highway" war oder nicht: Ñtele-working" muß uns gesellschaftspolitisch wie vor allem auch planerisch beschäftigen. Und weil Österreich mit seinem Autobahnbau nie (oder fast nie) US-Vorbildern nachgejagt ist, gehen wir es hierzulande auch in der virtuellen Welt gemütlicher an. Niederösterreich erklärt vorerst die Leitha-Kleinstadt zum ÑBruck an der Leitung", weil dort der Einstieg ins globale Dorf gesucht wird.

In Wien wollen wir vor allem die Stadtentwicklungen im Norden dazu benutzen, Ñtele-working"-Möglichkeiten zu erproben. Nicht in die soziale Isolation des Heim-PCs wollen wir die potentiellen ÑFern-ArbeiterInnen" schicken, sondern vorerst kleinere Arbeitszentren in Wohnnähe initiieren, um den Vorteil der Nähe zum Wohnort (und damit einer Reduzierung der Verkehrsprobleme) mit dem Vorteil auch sozialer Kontakte zu verbinden.

Was mich besonders freut, ist die Tatsache, daß die engagierten OrganisatorInnen der ÑGlobal Village"-Veranstaltungen diese neue Thematik von so vielen Seiten aus beleuchten wollen, wie man dem Programm entnehmen kann. Und ich möchte ihnen und allen anderen Beteiligten danken dafür, daß sie uns auf Wiener Großstadtboden diesen Einblick ins virtuelle globale Dorf der Zukunft so eindrucksvoll ermöglichen. Allen BesucherInnen und TeilnehmerInnen an den vielen Veranstaltungen wünsche ich eine spannende Auseinandersetzung mit dieser Thematik, die für uns alle wohl bald zur Alltagsbeschäftigung zählen wird.

 
 
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