Global Village (die Konferenzen)
Global Village 1993
Global Village 1995
Global Village 1996
Global Village 1999
1999 waren wir beteiligt an der NGO Internet Fiesta und - in neuer Zusammensetzung - an "Global Village 99" Das geplante 4. internationale Global Village Symposium mußte leider abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt werden.
 
 

3rd International Symposium GLOBAL VILLAGE

 

Global Networking and Local Development
Using Cyberspace to Build Sustainable Living space

 
February 13 - 16, 1997, Wappensaal, Vienna City Hall
 

Leben online: Kontrolliert, Überwacht, Ausgegrenzt?

Beat Leuthardt

Autor (CH)

Wir haben uns an die Videokamera im Supermarkt oder auf dem Marktplatz gewöhnt. Wir schauen gern in die vielen Fernsehprogramme, die uns das Glasfaserkabel oder der Satellitenfunkempfänger ins Haus bringt. Wir wundern uns nicht mehr drüber, daß Online-Technik unsere Fax-Briefe in einer Minute ans andere Ende des Globus kopieren kann. Die neuen Kommunikationstechniken haben die westlichen Industriegesellschaften in Dienstleistungsgesellschaften verwandelt, Chipkarten vereinfachen unseren Zahlungsverkehr, automatisieren die Warenlager und führen uns zum Standort unseres gestohlenen Autos. Computernetzwerke sorgen dafür, daß wir auch beim Last-Minute-Flug noch sicher unsren Platz finden, unsere Rente zuverlässig ausgerechnet und angewiesen wird, daß wir bei der Grenzkontrolle in wenigen Sekunden "grünes" Licht erhalten. Daß Maschinen und dahintersitzende Menschen viele unserer Schritte im Arbeits- und Alltagsleben beobachten und kontrollieren, so heißt es, dient unserem Schutz und unserer Sicherheit. Und das Gefühl, Schutz und Sicherheit zu brauchen, war in unseren Gesellschaften, so scheint es, noch nie so groß wie heute.

Problematisch wird es dort, wo sich Online-Technik gegen Menschen richtet. Wo die automatisierte Registrierkasse im Supermarkt auch gleich die Arbeit der Kassiererin mitregistriert, wo die Grenzkontrolle dazu dient, potentielle Flüchtlinge abzuweisen, wo das Satellitenortungssystem neben dem Auto auch die Bewegung seiner Fahrerin oder seines Fahrers aufzeichnen kann, wo die Videokamera ganzen Altstädten die stille Anonymität nimmt oder wo unser eigener Home-PC unsere Dateien via Internet fremden Personen und Diensten offenbart. Oder wenn der Fahndungscomputer gegen Unverdächtige eingesetzt wird und Unschuldige erfaßt.

In meinem Vortrag, wie in meinem Buch "Leben On-line" geht es nicht um die positiven Entwicklungen der neuen Informationstechnologien, sondern um ihre Kehrseite und um die Gefahren, die sie in sich bergen und die heute schon klar erkennbar sind. Dabei werden zwei Entwicklungen in den Blick genommen und miteinander in Beziehung gesetzt. Die erste betrifft die informationelle "Aufrüstung" staatlicher und überstaatlicher Verwaltungs-, Fahnungs- und Überwachungssysteme in Europa, vor allem in der Bundesrepublik und der Schweiz, aber auch in den Niederlanden, Frankreich oder den ost- und mitteleuropäischen Staaten.

Während hier versucht wird, mit den erreichbaren Fakten zu belegen, daß gerade Wirklichkeit wird, was besorgte Kritikerinnen und Kritiker seit langem befürchten, vollzieht sich auf der Alltagsebene eine zweite, völlige neue Entwicklung: Der zentralen Vernetzung von Daten steht eine dezentrale gegenüber, die dient der Rationalisierung im Dienstleistungs- und Sozialsektor und ist dabei, sozusagen als Nebeneffekt, uns ebenfalls in einem Ausmaß an die elektronische Leine zu nehmen, über das der oder die einzelne kaum nachdenkt.

 

 

 

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