Ich möchte mich 
                            ganz herzlich fürdie Einladung, bei Ihnen referieren 
                            zu dürfen, bedanken,obwohl ich ganz offen gestehen 
                            muß, daß ich mich nichtsehr gut fühle, wenn ich 
                            jetzt vor Ihnen stehe. Ich habemir von meinem 
                            Vorredner, Herrn Habbel, eine Folie ausgeborgt,denn 
                            ich bin "eines von den Schafen, die die 
                            Tagesarbeitzu leisten haben". Mir ist beim Referat 
                            meines Vorrednersklar geworden - und ich glaube, es 
                            ist uns allen klar -, daßwir erheblich Gas geben 
                            müssen, wenn wir die von Herrn Habbelund seinen 
                            Vorrednern dargestellte Entwicklung nicht 
                            verpassenwollen.  
                            Von der soeben 
                            dargestellten multimedialenCity zurück zur 
                            kommunalen Tagesarbeit im Februar 1995 ineiner 
                            relativ großen Stadt Österreichs, für 
                            Österreichgroß, für die internationalen Dimensionen 
                            eher klein.Ich möchte es - trotz der 
                            zukunftsweisenden Ausführungenmeiner Vorredner - 
                            wagen, ein bißchen etwas über unsereArbeit zu 
                            berichten. Zur Einleitung scheint mir wichtig zu 
                            betonen- und dabei möchte ich wieder an die 
                            Ausführungen HerrnHabbels anknüpfen -, daß wir vor 
                            allem bei den MitarbeiterInnender öffentlichen 
                            Verwaltung eine deutliche Veränderungbewirken 
                            müssen. Es gibt da so seit 2 bis 3 Jahren 
                            einen"Stehsatz", den ich von mir gebe (nicht immer 
                            zur großenFreude von einzelnen Kolleginnen und 
                            Kollegen): wir müssenvom problemorientierten 
                            Denkstil, der für die MitarbeiterInnender 
                            öffentlichen Verwaltung bezeichnend ist, zu einem 
                            lösungsorientiertenDenkansatz kommen. 
                            Problemorientiertes Denken heißt: dashaben wir immer 
                            so gemacht, warum sollen wir das 
                            ändern.Lösungsorientiertes Denken bedeutet: wir 
                            müssen eineLösung finden, wir müssen mehr in 
                            Dimension der Zukunftund weniger "historisch" 
                            denken. Wenn es sein muß,müssen wir auch den 
                            Denkstil von Alexander dem Großenanwenden, nämlich 
                            die Gordischen Knoten in unserer 
                            Verwaltungdurchschlagen und wir müssen von der 
                            Dimension der Kirchturmpolitikwegkommen, uns vom 
                            ängstlichen Bewahren von Zuständigkeitlösen und zu 
                            einem offenen Denken und offenen Handeln übergehen. 
                            Zunächst möchte ich 
                            mich also mitder kommunalen Tagesarbeit des Jahres 
                            1995 beschäftigen undin den Mittelpunkt meines 
                            Referates die Dezentralisierung stellen.Die 
                            Verwaltung muß sich wandeln und ich habe hier zwei 
                            wesentlicheAnsätze für diesen Wandel dargestellt: 
                            die Veränderungsnotwendigkeitenbetreffen einerseits 
                            die Aufgabenstellungen der öffentlichenVerwaltung, 
                            den Übergang von der Ordnungsverwaltung zur 
                            Dienstleistungsverwaltung(wie sie auch von Herrn 
                            Habbel beschrieben wurde), und andererseitsauch eine 
                            deutliche Änderung der Einstellung der Verwaltungzu 
                            den Bürgern. 
                            Die Änderung in der 
                            Aufgabenstellung mußimmer verbunden sein mit einer 
                            massiven Aufgabenkritik, denn nichtalle Aufgaben, 
                            die wir heute in der öffentlichen Verwaltungerfüllen, 
                            müssen wirklich auch von der Verwaltung 
                            wahrgenommenwerden. Natürlich ist das Überdenken der 
                            Aufgaben einbesonders wichtiger Punkt des Wandels, 
                            und es muß ein Wandelnicht so sehr im formellen 
                            Bereich als ein Wandel im Bewußtseinvon uns allen - 
                            Politikern, Beamten, Bürgern - sein. Wasdie 
                            Einstellung der Verwaltung zu den Bürgern betrifft, 
                            weiseich zunächst daraufhin, daß wir in unserer 
                            Ausbildungnoch lernten, die Beamten seien Träger des 
                            "Imperiums"und die Bürger seien als 
                            "Normunterworfene" zusehen - und heute sollen und 
                            müssen wir Bürger und Verwaltungals durchaus 
                            gleichberechtigte Partner verstehen. Auch diese 
                            Veränderungdarf nicht bloß auf dem Papier stehen, 
                            sondern mußauch in unsere Herzen und Hirne 
                            eindringen. 
                            Ich darf mich dem 
                            Thema Dezentralisierung zuerstvom theoretischen 
                            Ansatz her nähern. Die Wissenschaft imallgemeinen, 
                            vor allem aber die wissenschaftlichen 
                            Fachrichtungen,die sich mit Verwaltungsfragen 
                            beschäftigen, setzen sichseit langem mit dem Begriff 
                            der Dezentralisierung auseinander. 
                            Es gibt drei große 
                            Gruppen von theoretischenAnsätzen: 
                            
                              - Die 
                              rechtswissenschaftlichen Ansätze, 
                              einschließlichder Verwaltungsrechtswissen-schaften, 
                              verstehen unter Dezentralisierungim wesentlichen 
                              die Übertragung von Aufgaben und 
                              Entscheidungsrechtenan in der Regel untergeordnete 
                              Stellen, der Eingriff der übergeordnetenInstanzen 
                              ist an formale Regeln gebunden und es geht im 
                              wesentlichenbei den Zielen dieser Ansätze um die 
                              Rechtssicherheit undum die Erreichung des 
                              leichteren Zugangs der BügerInnen zuden 
                              Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung. 
                              
 
                              - Die zweite große 
                              Gruppe von Ansätzen zur Frageder Dezentralisierung 
                              kommt aus der "Ecke" der 
                              Betriebswirtschaft,insbesondere der 
                              Betriebswirtschaftslehre der 
                              öffentlichenVerwaltung. Bei den 
                              betriebswirtschaftlichen Ansätzen verstehtman 
                              unter Dezentralisierung die Übertragung der 
                              Aufgabenund Entscheidungsrechte an "Stellen" - im 
                              Sinne derOrganisationslehre, mit dem Ziel, die 
                              Wirtschaftlichkeit des Betriebesund die Motivation 
                              der MitarbeiterInnen (durch 
                              Kompetenzübertragung)zu steigern. 
                              Dezentralisierung in diesem Sinne ist einer der 
                              stärkstenMotivatoren, wie wir aus der 
                              Betriebswirtschaftslehre wissen (Herzberg). 
                              
 
                              - Die dritte 
                              Gruppe von Ansätzen, die ich gerade bei demheute 
                              diskutierten Themenbereichen für besonders 
                              wichtighalte, ist der sozialwissenschaftliche 
                              Ansatz, denn er beziehtdie Relation Bürger - 
                              Verwaltung mit ein. Es gibt dazu einigesehr 
                              interessante Überlegungen, u.a. die Arbeiten von 
                              Treutner(Planende Verwaltung im Spannungsfeld von 
                              Demokratie und Verwaltung),die u.a. auf das 
                              "Verschwinden" der Grenzen zwischenVerwaltung und 
                              den Bürgern, gerade bei der Planung, eingehen.Mir 
                              scheint dieser Ansatz als besonders wichtig, weil 
                              gerade dieseMöglichkeiten, die Bürger verstärkt in 
                              Planungsvorhabeneinzubinden, nur mit bestimmten 
                              technischen Systemen möglicherscheint. 
                              
 
                             
                            Nun ein kurzer 
                            Bericht über die aktuelleLage der Dezentralisierung 
                            in Wien. Wien weist die Besonderheitauf, Bundesland 
                            und Stadt - in der besonderen Rechtsform einerStadt 
                            mit eigenem Statut - zugleich zu sein; das führt 
                            zufünf großen Funktionsbereichen in der Verwaltung:
                             
                            
                              - Eigener 
                              Wirkungsbereich der Gemeinde 
 
                              - Übertragener 
                              Wirkungsbereich der Gemeinde 
 
                              - Landesverwaltung
                              
 
                              - Mittelbare 
                              Bundesverwaltung 
 
                              - 
                              Auftragsverwaltung des Bundes 
 
                             
                            Diese fünf 
                            Funktionsbereiche sind guteBeispiele dafür, was 
                            Juristen und Betriebswirte unter 
                            Dezentralisierungverstehen: Der eigene 
                            Wirkungsbereich der Gemeinde ist ein 
                            klassischesBeispiel für eine politische 
                            Dezentralisierung, der Gesamtstaathat hier den 
                            Gemeinden einen (verfassungsgesetzlich) 
                            geschützten,autonomen Bereich zugeordnet und damit 
                            ein wesentliches Elementder rechtlichen 
                            Dezentralisierung eingeführt. Der 
                            übertrageneWirkungsbereich der Gemeinde ist ein 
                            schönes Beispiel fürDelegation, keineswegs aber für 
                            eine (echte) Dezentralisierung.Die Landesverwaltung 
                            ist - ähnlich wie der eigene Wirkungsbereichder 
                            Gemeinde - ein typisches Beispiel für 
                            Dezentralisierung(Eingriff des Gesamtstaates nur 
                            nach strengen, formalen Regelnmöglich) und die 
                            mittelbare Bundesverwaltung ein Fall, 
                            woDezentralisierung und Delegation mit 
                            Dekonzentration "vermischt"ein Organisationsmodell 
                            sui generis ergeben. 
                            Jetzt aber zu 
                            unseren Erfahrungen mit der Dezentralisierungin 
                            Wien: In unseren 23 Stadtbezirken führten wir Anfang 
                            1988einen ersten großen Dezentralisierungsschritt 
                            durch, indemden Bezirken durchaus interessante 
                            Aufgaben zugeordnet wurden,vor allem solche 
                            Aufgaben, die bürgernah zu erledigen sindund sich im 
                            Lebensbereich der Menschen, die im Bezirk 
                            wohnen,unmittelbar auswirken - Schul- und 
                            Kindergarteninstandsetzungzählen ebenso zu diesen 
                            Aufgaben wie Reparatur von Bezirksstraßen,der 
                            Grünbereich, Spielplatzerhaltung und die Führungvon 
                            Pensionistenklubs. Den Bezirken wurden Aufgaben und 
                            Entscheidungsrechtesowie - was natürlich besonders 
                            wichtig ist - auch Geldmittelzugeordnet. Trotz einer 
                            (vorwiegend politischen motivierten) Kritik,die an 
                            der Wiener Dezentralisierung vor allem aus den 
                            Bezirkenkommt, können wir insgesamt berichten, daß 
                            die Dezentralisierungein durchaus beachtlicher 
                            Erfolg war und ist; ich begründediese Aussage mit 
                            vier wesentlichen Ergebnissen: 
                            
                              - Alle Aufgaben 
                              werden voll erfüllt 
 
                              - Rücklagenbildung 
                              bis zu 20 % des Jahresbudgets 
 
                              - Deutliche 
                              Veränderungen der Schwerpunkte bei der 
                              Aufgabenerfüllung 
 
                              - Bezirke 
                              verlangen mehr Dezentralisierung 
 
                             
                            Die Bezirke 
                            erfüllen also ihre Aufgabenim wesentlichen zur 
                            Zufriedenheit der betroffenen BürgerInnenund der 
                            politischen EntscheidungsträgerInnen, sie bilden- 
                            und das ist für öffentliche Haushalte geradezu 
                            sensationell- jährlich Rücklagen von im Durchschnitt 
                            20%, es gibteine signifikante Veränderung der 
                            Schwerpunkte der Aufgabenerfüllung,d.h. die Bezirke 
                            machen von den auf sie übertragenen 
                            Entscheidungsrechtenauch wirklich voll Gebrauch und 
                            das Verlangen nach mehr Dezentralisierungwill mir 
                            auch als Beleg dafür erscheinen, daß sichdie 
                            Bezirksdezentralisierung bewährt hat.  
                            Wir haben - aus den 
                            Erfahrungen mit der 
                            Bezirksdezentralisierungabgeleitet - nun versucht, 
                            auch bei den Dienststellen der Verwaltungin 
                            verstärktem Masse Dezentralisierungsmaßnahmen 
                            einzuführen.Bei der größten Dienststelle der Stadt 
                            Wien - vielleichtauch eine der größten Dienststellen 
                            in Europa -, demWiener Krankenanstaltenverbund, sind 
                            27.000 MitarbeiterInnen beschäftigt.In diesem 
                            Bereich haben wir größere 
                            Dezentralisierungsschrittegesetzt, es zeigen sich 
                            erste, durchaus gute Ergebnisse, und eswurde nun ein 
                            dreistufiger Prozeß eingeleitet: zunächstwurden 
                            Aufgaben/Entscheidungsrechte von der zentralen 
                            Magistratsverwaltungauf den Krankenanstaltenverbund 
                            übertragen. Am 1. Jänner1995 hat man damit begonnen, 
                            die zweite Stufe einzuleiten, alsoAufgaben innerhalb 
                            des Krankenanstaltenverbundes zu 
                            dezentralisieren(und zwar von der Zentralstelle des 
                            Verbundes auf die Krankenanstaltsdirektionen),und in 
                            der dritten Phase - ich gehe davon aus, daß das 
                            inden nächsten Jahren möglich sein wird - soll die 
                            Dezentralisierungvon den Direktionen auf die Ebene 
                            der Krankenhausabteilungen erfolgen.Damit werden wir 
                            auch einiges vom Teamgedanken realisieren können,den 
                            Herr Habbel erwähnte. Das Modell der 
                            Teamorganisationist in Ansätzen ja in den 
                            Krankenhäusern schon realisiert,dort wird man 
                            verstärkt tätig werden müssen. 
                            WeitereVerwaltungsbereiche werden folgen, gestern 
                            z.B. haben wir füreine andere Verwaltungsstelle ein 
                            ähnliches Modell besprochen. 
                            Das war ein 
                            Erfahrungsbericht über das,was bisher gelang. Jetzt 
                            möchte ich auf die Frage der zukünftigenEntwicklung 
                            eingehen.  
                            Herr Habbel sagte 
                            es vorhin: die oberste Maximefür uns ist die 
                            Kundenorientierung. Es ist - so meine ich- bereits 
                            jetzt ein deutliches Umdenken in der 
                            öffentlichenVerwaltung eingetreten. Wir verstehen 
                            die Bürger nicht mehrals Bittsteller, sondern als 
                            Kunden, die unsere Dienststelleneben zur 
                            Durchführung bestimmter Aufgaben (noch) 
                            aufsuchenoder sonst mit ihnen in Kontakt treten 
                            müssen. Ich darf zunächstauf die diesbezüglichen 
                            Ansätze eingehen: Das primäreZiel für uns ist, daß 
                            die Verwaltung ihre Dienstleistungenund sonstigen 
                            Aufgaben am richtigen Ort, zur richtigen Zeit undin 
                            der richtigen Form erbringt!  
                            Untrennbar damit 
                            verbunden ist aber auch, daßwir im Zuge der 
                            Dezentralisierung nicht nur die 
                            Kundenorientierung,sondern auch die 
                            "Kirchturmpolitik" aufgeben, also dieVorstellung, 
                            die öffentliche Verwaltung müsse alle dieseAufgaben 
                            selbst erfüllen. Wenn es für die BürgerInnenbesser 
                            ist, dann muß man den Mut haben, Aufgaben auch 
                            anandere Stellen (auch an andere 
                            Gebietskörperschaften) abzugeben.Wir müssen uns bei 
                            der Analyse der Aufgaben, die wir fürdie BürgerInnen 
                            erfüllen, auch mit der Qualitätder Aufgaben 
                            beschäftigen und beachten, daß es 
                            Dienstleistungengibt, die ich - in Analogie zur 
                            Preistheorie - als "inverseDienstleistungen" 
                            bezeichnen möchte und deren 
                            gesellschaftlicheBedeutung wir den BürgerInnen in 
                            geeigneter Form verständlichmachen müssen. Inverse 
                            Dienstleistungen in diesem Sinne sindsolche 
                            Funktionsbereiche, die von den einzelnen Menschen 
                            als nachteiligempfunden werden (Verkehrsstrafen sind 
                            ein gutes Beispiel dafür!),gesamtgesellschaftlich 
                            aber notwendig und zweckmäßigsind. Wenn wir von 
                            einer Veränderung in unseren Anboten 
                            vonDienstleistungen sprechen wollen, dürfen wir die 
                            besondereArt der Güter und Dienstleistungen eben 
                            nicht übersehen! 
                            Ein ganz 
                            wesentlicher Ansatz für Neuorientierungbei der 
                            Aufgabenerfüllung ist die schon mehrfach 
                            diskutierteForm der "Bürger-Service-Zentren", denen 
                            wir imwesentlichen vier Funktionen zuordnen wollen: 
                            
                              - 
                              Informations-/Beratungsfunktion 
 
                              - Leitfunktion
                              
 
                              - Annahmefunktion
                              
 
                              - 
                              Bearbeitungsfunktion 
 
                             
                            Die Informations- 
                            und Beratungsfunktion bedeutet,daß die 
                            Bürger-Service-Zentren (BSZ) den Kunden nichtnur für 
                            Fragen aus der und über die Verwaltung zur 
                            Verfügungstehen sollen, sondern für alle 
                            Informationen, die fürBürger relevant sein können, 
                            ihre Dienstleistungen anbietenmüssen. Schon mehrfach 
                            erwähnte ich die Abkehr von derKirchturmpolitik, die 
                            gerade hier wichtig ist: die MitarbeiterInnendes BSZ 
                            müssen einfach auch über die Aufgaben der 
                            BundesverwaltungBescheid wissen, sie sollen aber 
                            auch über kulturelle Funktionenund durchaus auch 
                            über Fragen aus dem Bereich der WirtschaftBescheid 
                            wissen. Um diesen hohen Ansprüchen gerecht zu 
                            werden,benötigen wir für die BSZ eine "massive 
                            Aufrüstung"mit Informationstechnologie. Wie einer 
                            meiner Vorredner schonbetonte: die 
                            Kommunalverwaltung hat eine Pflicht zur 
                            Informationsbeschaffungfür die BürgerInnen! 
                            Die zweite 
                            wesentliche Funktion der BSZ istdie Leitfunktion. Es 
                            muß versucht werden, den BürgerInnen"den Weg durch 
                            die Verwaltung zu bahnen". Es ist undmuß die Aufgabe 
                            der Verwaltung sein, den BürgerInnendie Sucharbeit 
                            abzunehmen, ihnen den direkten Weg zur 
                            zuständigenStelle "freizumachen". 
                            Annahmefunktion 
                            bedeutet, daß dort, woes nur um die Abgabe von 
                            Unterlagen geht, man nicht mehr wartenmuß, bis 
                            die/der zuständige Beamte/in Zeit hat, sondernes 
                            soll im BSZ eine "qualifizierte" Annahme von 
                            Unterlagenerfolgen (d.h. möglichst Überprüfung der 
                            Vollständigkeitund der Richtigkeit der Dokumente, 
                            Pläne, Anträge, Beilagenetc.). 
                            Zuletzt ist auch zu 
                            versuchen, alle Bearbeitungsschritte,die die direkte 
                            Anwesenheit der KundInnen erforderlichen 
                            machen,möglichst an dieser einen Stelle zu 
                            konzentrieren, so daßdie BürgerInnen nur mehr "einen 
                            Weg" zum Amt, nämlichzum BSZ haben - solange wir 
                            wegen der fehlenden Infrastrukturund Vernetzung 
                            überhaupt unsere Kunden noch bitten müssen,in 
                            manchen Fällen eine Amtsstelle aufzusuchen. 
                            Diese Ziele können 
                            wir aber nur erreichen,wenn wir in den stark 
                            frequentierten Dienststellen bzw. AmtsgebäudenBSZ 
                            einrichten und wenn die Infrastruktur - zunächst 
                            einmalfür die Amtsstellen - geschaffen wird. Diese 
                            Infrastrukturist beim Magistrat Wien recht gut 
                            ausgeprägt, es bestehtbereits jetzt ein EDV-Netz mit 
                            annähernd 8000 Teilnehmern.Ein wesentlicher nächster 
                            Schritt wird die Einrichtung des"elektronischen 
                            Bürger-Service-Zentrums" sein undich habe diesen 
                            Ansatz nicht ganz ohne Grund mit einem 
                            Fragezeichenversehen: 
                            
                              
                                | 
                                Das elektronische 
                                Bürger-Service-Zentrum (?): | 
                               
                              
                                | 
                                Vision: | 
                               
                              
                                | 
                                Nicht die BürgerInnen kommen zum Amt, das Amt 
                                kommt "elektronisch" zu den BürgerInnen! | 
                               
                              
                                | 
                                Voraussetzung:
                                 | 
                               
                              
                                | 
                                Weitgehende Vernetzung und Akzeptanz bei den 
                                BürgerInnen | 
                               
                             
                            Eine wesentliche 
                            Voraussetzung für dieRealisierung solcher Vorhaben 
                            ist es natürlich, daßdie erforderliche Infrastruktur 
                            bei Kunden und Verwaltung sowiedie Akzeptanz bei den 
                            Kunden, aber auch bei den MitarbeiterInnender 
                            Verwaltungsstellen erreicht wird.  
                            
                              
                                | 
                                Die Möglichkeiten des 
                                elektronischen BSZ
                                (in ausgewählten 
                                Einzelbeispielen): | 
                               
                              
                                | - 
                                Teleauskunft über Verwaltungsangebote und 
                                Leistungen | 
                               
                              
                                | - 
                                Durchführung von behördlichen Verfahren als 
                                "Televerfahren", soweit dies technisch möglich 
                                ist 
                                 - 
                                Bürgerbeteiligung in völlig neuer Dimension: 
                                virtuelle Realität ermöglicht, Auswirkungen von 
                                Planungen zu erkennen  | 
                               
                             
                            Während der Begriff 
                            der Teleauskunft keinerbesonderen Erläuterung 
                            bedarf, ist das "Televerfahren"doch ein wenig 
                            erläuterungsbedürftig: viele behördlicheVerfahren 
                            benötigen keineswegs die physische Anwesenheitdes 
                            Kunden, es genügt etwa, wenn die Kunden sich in 
                            eindeutigerWeise gegenüber der Amtsstelle 
                            identifizieren. Eine solcheUmstellung - und das ist 
                            mit Einklang den Verwaltungsleuten imPublikum klar - 
                            läßt allerdings in der Anfangsphaseerhebliche 
                            Schwierigkeiten auch bei den MitarbeiterInnen der 
                            Verwaltungerwarten! 
                            Zum Thema 
                            Bürgerbeteiligung schließeich ein wenig an das an, 
                            was Herr Habbel davor sagte: die virtuelleRealität 
                            wird es ermöglichen - und zwar besser als 
                            jedesandere Verfahren -, die Auswirkung von 
                            Planungen für dieBürgerInnen erkennbar zu machen, 
                            den Kunden die Chance zugeben, zu sehen, was 
                            wirklich los ist, und letztlich in eine Formder 
                            interaktiven Beziehung zur Verwaltung einzutreten 
                            und eigeneVorstellungen einzubringen. Das heißt, wir 
                            kommen wirklich- jetzt spreche ich ein bißchen 
                            visionär - in eineBeziehungsebene, wo wir eine 
                            völlige Gleichstellung von BürgerInnenund 
                            Verwaltung, von Experten und Nutzern erreichen 
                            können.Da gibt es einen schönen Satz, der über 
                            dieser Idee(unsichtbar) stehen sollte: Aus 
                            Betroffenen Beteiligte machen! 
                            Unser Ziel muß es 
                            sein, daß ausden von Maßnahmen/Planungen der 
                            Verwaltung betroffenen BürgerInnenwirklich 
                            Beteiligte werden, weil sie schon am Planungs- und 
                            Entscheidungsvorbereitungsprozeß(inter-)aktiven 
                            Anteil haben können! 
                            Ich bitte um 
                            Verständnis, wenn ich aufdie Fragen der 
                            weitergehenden Aufgabendezentralisierung und 
                            desinterkommunalen Leistungs- und 
                            Aufgabenaustausches nicht nähereingehe; dazu hat 
                            Herr Habbel sehr klar ausgeführt und ichmöchte gerne 
                            auch die vorgegebene Redezeit einhalten. 
                            Zusammenfassend 
                            möchte ich zum Ausdruckbringen, daß der Begriff 
                            Dezentralisierung unter Beachtungder technischen 
                            Möglichkeiten der Informationstechnologieneine 
                            völlig neue Dimension erhalten wird, weil die 
                            Dezentralisierungsich bald nicht nur innerhalb der 
                            Verwaltung abspielen wird, sondernauch in die 
                            Richtung der BürgerInnen geht. Wir suchen - 
                            lassenSie mich das anmerken - auch in den 
                            einschlägigen hohen Schulen,bei der Wissenschaft, 
                            Partner, mit denen wir diese Konzepte fortführenund 
                            vorantreiben können.  
                            Als persönliche 
                            Anmerkung möchteich an den Schluß meines Referates 
                            stellen, daß wirtrotz der zahllosen Vorteile und 
                            Möglichkeiten, die auchin diesem Symposium 
                            hervorkamen und noch hervorkommen werden,nicht in 
                            eine schrankenlose Euphorie verfallen dürfen. 
                            Wirmüssen die Dinge nüchtern und realistisch sehen 
                            undverstehen, denn zunächst kommt es wohl darauf an, 
                            daßalle oder viele Menschen die Möglichkeiten - ohne 
                            Angst!- erkennen und in positiver Richtung anwenden. 
                            Wir müssen"Menschen-Verstand" in den Vordergrund 
                            stellen, alsoMenschen bleiben und mit Verstand an 
                            die Dinge herangehen. Diezwischenmenschliche 
                            Kommunikation darf nicht untergehen und 
                            durchtechnische Kommunikation ersetzt werden, sie 
                            muß vielmehrdurch die neuen Techniken erleichtert 
                            und verbessert werden. Wennuns das gelingt, ist es 
                            eine gute Entwicklung, vor der wir stehen:es geht 
                            nämlich um die Menschen und nicht um die Netze, 
                            dieBildschirme und die Computer! 
                            Ich bedanke mich 
                            für Ihre Aufmerksamkeit.   |