"Imagination is more important than knowledge"
Albert Einstein
Unternehmen
Stadt
Small office - big service and innovation
Die
Herausforderung
Gesellschaft und
Wirtschaft verändern sich derzeit radikal. Die
weitesten Sprünge macht der Fortschritt in der
Telekommunikation. Diese entwickelt sich zu einem
dominierenden Bestimmungsfaktor der Zukunft. Dies
hat fundamentale Auswirkungen auf alle
Lebensbereiche, von der Bildung über die Berufs- und
Arbeitswelt hin zum Leben in der realen und
virtuellen Gemeinschaft. Nichts wird mehr so sein,
wie es einmal war.
Es "knackt" in den
jahrzehntealten für die Industriegesellschaft
entwickelten und erprobten Strukturen. Bruchstellen
tun sich auf, das ausgehende Industriezeitalter
stößt an Grenzen, das Ende der Industriegesellschaft
kündigt sich an. Die 200jährige Industriegeschichte
war nur eine kurze Episode in der Geschichte der
Menschheit. Parallel zu ihrem Ausgang beginnt ein
Neuanfang. Der "elektronische Frühling" kündigt die
Wissensgesellschaft an - mit Folgen für uns alle.
"Das Gehirn mit seinem Wissen ist das eigentliche
kapitalistische Werkzeug der Gegenwart", sagt der
Zukunftsforscher Charles Handy.
Wir stellen fest,
daß unsere immer wieder bewährten Instrumente
plötzlich nicht mehr greifen (Beispiel: soziale
Sicherungssysteme - 48 Mrd. DM Sozialhilfe 1994 in
der Bundesrepublik Deutschland).
Die Städte und
Gemeinden werden überrollt von einer Lawine der
Veränderung. Alles fließt. Bewegung ist Leben.
Internationale Verflechtungen führen dazu, daß
Finanzströme sich plötzlich ein anderes Flußbett
suchen. Was bleibt von einer lokalen Gewerbesteuer
auf Unternehmen, wenn sich Betriebe in weltweite
Netzwerke verflüchtigen und viele Lokalisationen auf
mehreren Kontinenten haben? Wer diskutiert diese
Entwicklung innerhalb der Unternehmenssteuerreform?
Wir haben nicht gelernt, in Netzwerken zu denken!
Eine typisch deutsche Eigenschaft!
Informationsströme
entwickeln sich zu reißenden Flüssen mit zunehmender
Flußgeschwindigkeit. Sie sind das Transportband oder
die neuen Hansestraßen der Zukunft. Aber wohin
fließen diese Informationsströme? Verschwinden sie
in einem unübersichtlichen Meer oder "bewässern und
befruchten" sie ganze Landstriche und Regionen mit
ihren Potentialen an Unternehmen,
Forschungseinrichtungen und Verwaltungen? Wie können
wir sie nutzbar machen? Die neue Welt macht Geld aus
Wissen und Information.
Verwaltung
und Politik
Wie reagieren wir
in Politik und Verwaltung auf diese Veränderungen?
Ist der Umbau der Verwaltung zu einem
Dienstleistungsunternehmen der richtige Weg? Wird es
künftig Bürger mehrerer (virtueller) Gemeinden
geben? Welche Leitvorstellungen haben wir in den
Städten? Wohin soll die Reise gehen? Welche
Instrumente setzen wir ein?
Wer wird die Spitze
der globalen Gesellschaft bilden? Es sind dies die
Global Cities, die im Spinnennetz der Kommunikation
die pulsierenden Knoten bilden, Flugrouten,
Computernetze und Satellitenverbindungen expansiv
nutzen.
Wer stellt die
Fragen, wer greift sie auf, wer beantwortet sie?
Wenn jemand die
Anzahl der benutzten Zeichen (erweitertes
"Alphabet") in der öffentlichen Verwaltung
aufzeichnen würde, das Fragezeichen läge sicherlich
weit abgeschlagen im letzten Fünftel.
Wir stellen viel zu
wenig Fragen und damit in Frage!
Evolution setzt Fragen voraus. Nobellpreisträger
erhalten heute Preise dafür, daß sie die richtigen,
für die Zukunft der Gesellschaft wichtigen Fragen
stellen - und nicht für die Antworten.
Was will ich damit sagen?
Ich will sagen, daß
wir unseren Horizont des Denkens erweitern müssen.
Vieles ist ein mentales Problem und damit ein
Problem des Kopfes und nicht der öffentlichen
Kassen.
"Fit machen für die
Zukunft" heißt es so schön auf vielen
Veranstaltungen, die sich um die Reform der
öffentlichen Verwaltung kümmern.
Aber welche Zukunft
meinen wir? Wo gibt es Zukunftsentwürfe? Wo sind die
Visionen? Optimieren wir womöglich eine Verwaltung
in Richtung effizientes Unternehmen, um nach
erfolgreicher Operation feststellen zu müssen, daß
der ständige Wandel die dann existierende Struktur
schon wieder verändert hat?
Ich möchte
Denkanstöße geben, wie Politik und Verwaltung sich
positionieren müssen, um die Steuerungsfähigkeit von
Gesellschaft und Wirtschaft zum Wohle der Menschen
in Zukunft zu sichern! Die Städte und Gemeinden sind
Teil dieser Welt. Ihre Leitvorstellungen und
Strategien können sie nur dann entwickeln, wenn sie
auch wissen, was um sie herum und in der Welt
passiert.
Was sind
die Kennzeichen des ausgehenden Jahrtausends?
-
Globalisierung und Internationalisierung der
Unternehmen: Unternehmen
werden immer internationaler, weil
- die Grenzen
durchlässiger wurden,
-
Blockadepolitiken gegen Auslandsinvestitionen
aufgehoben werden,
- Märkte
(EG-Binnenmarkt, NAFTA, APEC) offener werden,
- Information
und Kommunikation die internationale
Arbeitsteilung erleichtern und Finanzmärkte sich
liberalisieren.
Die Zahl der
transnationalen Unternehmen hat sich in den
vergangenen Jahren vervielfacht.
Das
grenz- oder staatenlose Unternehmen:
Produziert wird dort, wo die Löhne niedrig sind,
geforscht, wo die Gesetze großzügig sowie die
Wissenschaftler "preiswert" sind und Gewinne dort
ausgegeben, wo wenig Steuern anfallen. Oder:
Gefertigt wird in Ungarn, Buchhaltung in Indien,
Einkauf in Thailand, Finanzierung in Tokio,
Firmensitz in Köln. Informationsströme treffen
sich an Logistikkreuzen. Produktionsplantagen
entstehen, in denen viele Firmen ihre Produkte
fertigen lassen.
Unternehmen
werden größer als Staaten. GM-Umsatz 134 Mrd.
US-Dollar, BSP: von Norwegen geringer.
Die
Standortkarten werden global ständig neu gemischt.
Schwellenländer entwickeln sich immer mehr zu
Konkurrenten.
- Neue
Staaten entstehen
-
Zunehmende Technologisierung:
(Mikroelektronik und Mikromechanik)
Information und
Kommunikation sind dabei, die Gesamtheit der
überkommenen sozialen Strukturen aufzulösen: "Wir
leben nicht mehr in einer Region, sondern in einem
Kommunikationssystem; wir hausen nicht mehr in
Dörfern und Städten, sondern in
Programmsegmenten", schrieb Bernd Guggenberger vor
kurzem in der "Zeit". Und weiter "die neue
Medienumwelt prägt viele von uns längst stärker
als der reale Stadtteil, die Flußlandschaft und
der historische Charakter der Region, in der wir
leben. Und wir "leben" nicht selten engagierter in
der Fernsehfamilie als in der eigenen und stehen
eher mit den Bewohnern der Lindenstraße auf
"Duzfuß" als mit denen vom Ascheplatz und denen
vom Rotkehlchenweg nebenan".
-
Individualisierung der Gesellschaft
- Auflösung von
Familienstrukturen
-
Ein-Personen-Haushalte
-
Geburtenrückgang
- Wertewandel
- heute große
Anzahl von Optionen von Zukunftsentwürfen
-
Individualisierung und Pluralisierung
- Familie
verändert ihren Charakter als stabilisierenden
Raum mit individuellen Erfahrungen
- elektronische
Medien sind Teil der Familie geworden
Wie
sieht die Arbeitswelt im Büro aus?
Verändern werden
sich die Organisations- und Gebäudestrukturen:
- heute werden die
Räume nur zu 5 v.H. ausgelastet
- Menschen
arbeiten künftig
- mit ihrem
indiviuellen Arbeitzeitbudget zeitweise
- im
Teleworking-Center
- in
entpersonalisierten Räumen, die von Firmen,
vielen Unternehmen und Freischaffenden genutzt
werden können: Jeder hat seinen mobilen
Rechner und hängt sich ans Netz und stellt
abends den Rechner in die Docking-Station zum
Datenabgleich (vgl. Arbeitsmittel der
Bergleute, die in der Kaue aufbewahrt werden)
- an mobilen
Arbeitsorten (z.B. Eleletronic Cafe)
- mit ihrem
kommunikativen Arbeitzeitbudget
- in
hochkommunikativen "Clubatmosphären", wo Ideen
ausgetauscht, Stratgien besprochen und
Allianzen vereinbart werden.
Wie sieht die
Verwaltung heute aus?
- Ressort- oder
Ämterprinzip
- hierarchisch
gegliedert
- viel
Einzelinformation, aber wenig Kommunikation
- Informationsfluß
von oben nach unten und umgekehrt (Rohrpost)
- Informationen
floaten vertikal - wenig horizontale Kommunikation
- überwiegend
verwaltend
- focussiert auf
Fehlentwicklungen und Ansprüchen - nicht auf
Zukunft
- stark reagierend
im Rahmen der Rechts- und Normanwendung
- ausgeprägte
Vertikalität (starke Strukturierung)
- kein Controlling
- kein
Projektmanagement
- kein
Projekthaushalt
- geringe
Politikevaluation
Was
passiert wo?
Reformvorhaben in
deutschen Städten.
Die kritische Masse ist hier noch nicht erreicht.
Ich gehe nicht auf
die notwendigen Veränderungen wie
betriebswirtschaftliche Elemente, Kostenrechnung,
Leistungsvergleiche, Mitarbeitermotivierung ein,
sondern auf Faktoren wie Transparenz, Vernetzung und
Dezentralisation.
Wie
wird die neue Verwaltung aussehen?
- Beschränkung auf
die unbedingt notwendigen Aufgaben (Subsidiarität)
- Dynamische
Aufbau- und Ablauforganisation im Netz
- Flexible
response Administration (nicht verwalten, sondern
gestalten)
- Fraktale
Organisationsform
-
Selbstorganisation
-
Selbstoptimierung
-
Verantwortungszentren
- klare
Kundenorientierung (Dienstleistungsunternehmen)
- lokale
Lösungsstrategien aufgrund globaler und lokaler
Problemlagen
-
problemlösungsorientert, nicht mehr
aufgabenorientiert
- kostengünstig
und schnell
- bürger- und
wirtschaftsfreundlich
- hohe Transparenz
nach innen und außen (Leistungsvergleich)
Die
virtuelle Verwaltung: Sie
wird ein Frontoffice und ein Backoffice haben, ihre
Wertschöpfungskette im Netzwerk aufbauen und
online-Ressourcen nutzen (nicht alles selber machen,
Teilverlagerung ins Ausland).
Vernetzung von Wissen
Eine der
spannendsten und notwendigsten Aufgaben von Politik
und Verwaltung wird es sein, Informationsströme zu
identifizieren, sie zu koordinieren und sie in einen
"elektronischen" See zu leiten, aus denen sich
Forschung, Wirtschaft, Bürger aber auch Politik und
Verwaltung mit immateriellen Stoffen speisen können.
Dies setzt voraus, daß die öffentliche Verwaltung,
ihre Datenschränke öffnet und sich neben der realen
Landschaft auch um Datenlandschaften kümmert.
(Beispiel: Gebäudebiografie in Datenmodellen z.B.
Klinikum Aachen)
Netzwerke sind
notwendig, um weltweit auseinander liegende
Informationsbestände zusammenzuführen, um dadurch
neue Antworten zu finden.
Elektronische Foren
müssen Erfahrungswissen über Grenzen hinweg
verfügbar machen (Verfahren, Projekte, Konzepte,
Ideen).
Die Verwaltung muß
Information und Kommunikation nicht nur einsetzen,
um Kosten zu reduzieren, Arbeitskräfte einzusparen
und Abläufe zu beschleunigen, sondern um
Imaginationen, Kreativität und Visionen im
weltweiten Gedankenaustausch und in Kooperation zu
entwickeln. In den öffentlichen Verwaltungen sind
nicht nur Ämter für den Denkmalschutz, sondern auch
für Zukunftsfragen einzurichten.
Das bisherige
kommunale Handeln ist in erster Linie an den
verfügbaren Ressourcen ausgerichtet
(Inputorientierung). Das künftige Handeln muß von
- der Nachfrage
(Outputorientierung)
- der Problemlage
(Wirksamkeitsorientierung)
- den
Entwicklungspotentialen (Zukunftsorientierung)
bestimmt sein.
Dies führt zur
bipolaren Aufgabenwahrnehmung. Einerseits geht es um
die Optimierung der Services (Geschäftsprozesse) und
andererseits um ständig neue (Wissens)Impulse für
die Wirtschaft aus denen neue Produkte,
Dienstleistungen, Märkte und Kooperationen
entstehen. Dieses Innovationszentrum ist das Hirn
der gestaltenden Verwaltung. Hier hinein müssen wir
investieren!
Was sind
die neuen Services?
- Geldtransfer
-
Informationstransfer z.B. Bescheinigungen
- Elektronische
Formulare (Volksfax)
- Universial
Services (Zugang zu Informationen für alle)
Welche
Stadtverwaltung wird in Deutschland die erste sein,
die einen E-Mail-Anschluß für ihre Bürger zur
Verfügung stellt?
Vernetzung von
Wissen, um
- prosperierende
Entwicklungen in Regionen zu ermöglichen
(Quellfunktion von Wissen)
- es selbst zu
nutzen (Politik und Verwaltung)
- es
wissenschaftlichen, wirtschaftlichen Einrichtungen
und den Bürgern verfügbar zu machen.
Die neue Verwaltung
wird Information und Kommunikation einsetzen zur
- Analyse:
Transparenz der Wirklichkeit (kleinräumige
Darstellung der sozialen, wirtschaftlichen und
umweltbezogenen Realität - geographische
Informationssysteme, VR-Systeme)
- zur Simulation
von Politiken
- Partizipation
Im einzelnen heißt
dies:
Strukturdaten als Grundlage für Problemdiagnose und
Leitlinienkonzeption aufzubereiten und mit den
Bürgern und der Wirtschaft zu kommunizieren:
- Genaue
Kenntnisse von den Stärken und Schwächen der
Region, um Fehlentwicklungen frühzeitig zu
erkennen und positive Entwicklungsprozesse fördern
zu können.
Die Verwaltung
muß durch ein Monitoring Kenntnis von den
Produktzyklen der örtlichen Unternehmen (Verkaufs-
und Entwicklungsprodukte) haben, um so einen
stetigen Wohlstand der Stadt bzw. Region zu
sichern. Nur durch eine solche Transparenz können
abrupte Einschnitte in die Entwicklung - wie wir
sie heute häufig vorfinden - gemildert werden
(Vorbeugung).
- Kenntnisse über
langfristige Veränderungen der Strukturen des
Weltmarktes und des Wissens um die aktuelle Lage
und künftigen Marktchancen vor Ort und in der
Region.
-
Unternehmensdaten
- Daten über den
Bildungsmarkt
- Daten über den
F+E-Markt
- Daten über
Leistungsmerkmale der regionalen Infrastruktur
Die neue
Verwaltung wird zum Navigator und Broker für Wissen.
Die neue
Verwaltung wird mit der Hälfte der Mitarbeiter
auskommen müssen. Sie wird
sich zu einem Dienstleistungs- und
Innovationszentrum entwickeln und weniger Aufgaben
als heute (3.000) wahrnehmen. Der Bürgermeister wird
neue Aufgaben erhalten, wie Moderatoren- und
Animationstätigkeiten.
Die
Verwaltung muß die Zukunftswirtschaft stärker
unterstützen. Dazu muß sie
one stop agencies einrichten und innovative Produkte
und Dienstleistungen insbesondere örtlicher kleiner
und mittelständischer Unternehmen in Netzen weltweit
transparent machen (Marketing).
Raum- und
Zeitgrenzen überschreitende Kommunikation
wird die ländlichen Regionen zu "Winner"regionen
machen. Durch Anreicherung der Kulturlandschaften
durch Informationslandschaften werden die Vorteile
städtischer Agglomeration auch den ländlichen
Regionen nutzbar (Tele-Öko-Community und Global
Polis). Hierbei geht es um die Schaffung tragfähiger
und nachhaltiger Lebensräume. über
Kommunikationsnetzwerke können die Vorteile von
Metropolen auch ländlichen Regionen zugänglich
gemacht werden (Tele-Universität, Tele-Medizin,
Teleworking usw.).
Der Umbau
der Verwaltung wird nur gelingen, wenn die
Qualifikationsanforderungen des Personals von den
hierarchischen Vorgaben entkoppelt werden.
Dies wird für den öffentlichen
Dienst außerordentlich schmerzlich sein.
Gruppenarbeit in Form von task-forces und
Projektteams, die nicht mehr aufgaben-, sondern
problemlösungsorientiert arbeiten, wird die
Vorgesetzten-Untergebenenfunktion in vielen Fällen
obsolet machen.
Der
Implementationsprozeß neuer Modelle und Denkansätze
in der öffentlichen Verwaltung wird leider von
vielen Beratungsunternehmen nicht genügend gesehen.
Berater müssen sich über
einen längeren Zeitraum in die Organisation wie ein
Virus "einnisten", um gemeinsam mit den Mitarbeitern
den neuen Kurs zu bestimmen.
Daraus ergeben sich
auch Ansätze einer neuen Partizipation:
-
Leistungsvergleiche durch Transparenz
- Virtuelle
Stadtplanung (besseres Verstehen der Absichten der
Politik und Artikulation der eigenen Interessen
durch die Bürger)
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